Welt-Aids-Konferenz Streit über Kondome

Bei der Welt-Aids-Konferenz in Bangkok löste der ugandische Präsident Yoweri Museveni einen Streit aus. Museveni behauptete, Abstinenz und Treue seien effektiver im Kampf gegen Aids als Kondome.

Auf der 15. Internationalen Aidskonferenz in Bangkok ist ein Streit über Kondome und ihren Nutzen beim Kampf gegen die Immunschwäche entbrannt. Ausgelöst wurde er durch die Erklärung des ugandischen Präsidenten Yoweri Museveni, Abstinenz und Treue seien effektivere Wege zur Vermeidung einer Infektion. "Kondome sind nicht die ultimative Lösung", sagte er am zweiten Tag der Konferenz.

Zitat

"Viele Männer haben eine Allergie gegen Kondome, nur sehr wenige eine Allergie gegen Latex."

UNAIDS-Direktorin Catherine Hankins auf der Weltaidskonferenz in Bangkok zum geringen Gebrauch von Kondomen

Während Museveni damit im Einklang mit US-Präsident George W. Bush steht, provozierte er die Mehrheit der Wissenschaftler und Betroffenen in Bangkok. Sie verweisen auf Staaten wie Thailand, wo die Verwendung von Kondomen in der Sexindustrie und Prostitution die HIV-Rate um das Siebenfache reduziert haben. Gesundheitsexperte Tim Brown vom East West Center stellte fest, dass die dramatische Ausbreitung von Aids in China und Bangladesh vor allem durch Prostitution verursacht sei. "Ich muss Museveni widersprechen", sagte er. "Wenn 50 Prozent mehr Menschen Kondome benutzen, werden sich 50 Prozent weniger anstecken."

Kondome stören bei "kunstvollem Beischlaf"

In Uganda ist die HIV-Infektionsrate von mehr als 30 Prozent zu Beginn der 90er Jahre auf noch etwa 6 Prozent gedrosselt worden. Im Kampf gegen Aids seien liebevolle Beziehungen von Mann und Frau von entscheidender Bedeutung, sagte der ugandische Staatschef. Bei Problemen in der Ehe sollte diese aber besser beendet werden, als dass ein untreuer Partner den Aids-Erreger ins Haus bringe. "Außerdem ist der Beischlaf in manchen Kulturen sehr kunstvoll, so dass Kondome dabei stören können", sagte er vor dem Plenum weiter. Kondome sollten von denjenigen benutzt werden, die nicht zu Treue fähig seien oder sich nicht zurückhalten könnten.

Bush wurde kritisiert, dass ein Drittel des von Washington bereitgestellten Geldes für den Kampf gegen Aids für Programme ausgegeben werden muss, die Enthaltsamkeit vor der Ehe fordern. "Fünf Millionen Menschen infizieren sich jährlich mit HIV. Mädchen und Frauen haben oft keine Möglichkeit, abstinent zu bleiben", sagte die US-Abgeordnete Barbara Lee. "Da sind Enthaltsamkeitsprogramme nicht nur unverantwortlich, sie sind unmenschlich."

HIV-Infizierter sprach vor leeren Rängen

Der Auftakt der Konferenz am Sonntag begann mit einer protokollarischen Panne. Der thailändische Ministerpräsident Thaksin Shinawatra verließ am späten Abend den Saal, ohne die Rede des mit HIV infizierten thailändischen Delegierten Paisan Swannawong anzuhören. Thaksin zündete vor dem Verlassen des Saals zur symbolischen Eröffnung der Konferenz eine riesige Kerze an. UN-Generalsekretär Kofi Annan und andere Konferenzteilnehmer folgten ihm daraufhin zum Buffet. Paisan sprach vor fast leerem Plenum. Einen Schatten auf die Konferenz warf zudem die Meldung, vor dem Konferenzgebäude sei ein Mann von einem Elefanten zu Tode getrampelt worden.

In Bangkok beraten 20.000 Wissenschaftler, Politiker und Betroffene eine Woche lang über den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit. Weltweit sind 38 Millionen Menschen mit HIV infiziert, 30 Millionen von ihnen in Entwicklungsländern. Im vergangenen Jahr steckten sich fünf Millionen Menschen mit dem Virus an, drei Millionen starben. Das waren die höchsten Zahlen seit Entdeckung des Virus vor 23 Jahren.

AP · DPA
Ian Mader/AP

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