Antarktis-Expedtition Forschungsschiff "Polarstern" sticht in See

Mögliche Folgen des Klimawandels wollen die Wissenschaftler an Bord der "Polarstern" im polaren Meer um die Antarktis erforschen. Heute stechen sie von Kapstadt aus in See. Mit an Bord ist eine deutsche Spezialistin für Meeresschwämme.

Heute sticht das deutsche Forschungsschiff "Polarstern" von Kapstadt aus Richtung Antarktis in See. Unter der Beteiligung mehrerer Wissenschaftler des Frankfurter Senckenberg-Instituts will das über 50-köpfige internationale Team aus Biologen, Ozeanologen, Meteorologen und Geophysikern Folgen der globalen Erwärmung aufspüren, um damit künftige Veränderungen besser vorhersagen zu können. Polargebiete stehen bei Klimaforschern unter besonderer Beobachtung.

Vom südafrikanischen Kapstadt aus wird die "Polarstern" zunächst Kurs auf die deutsche Georg-von-Neumayer-Station II nehmen, die 1992 auf dem Ekström-Schelfeis in der antarktischen Atkabucht errichtet wurde. Sie ersetzte damals ihre Vorgängerin, die wegen der Wärmeentwicklung im Eis einzusinken drohte. Noch bevor dieser Versorgungsauftrag erledigt ist, wollen die Wissenschaftler an Bord des Forschungsschiffes Analysen von Meeresproben erstellen, die Rückschlüsse auf die biologische Aktivität des südatlantischen Ozeangewässers erlauben sollen.

Wenn die Weihnachtsgeschenke für die Neumayer-Station abgeliefert sind, werden die Forscher auf streng parallel versetzten Bahnen den Ostrand des polaren Weddellmeers abschippern. Über die Vielzahl der Lebewesen, die dort das eiskalte Wasser bevölkern, ist noch sehr wenig bekannt. Um diese Datenlücke zu schließen, ist die Polarstern nicht zum ersten Mal in dieser Region unterwegs. Das besonders kalte Bodenwasser, das der Weddellsee entströmt, zieht im Hinblick auf den Klimawandel immer stärkeres Forschungsinteresse auf sich.

Wie wird sich die Tierwelt der Antarktis entwickeln?

Mit an Bord ist auch die Bad Homburger Wissenschaftlerin Dorte Janussen. Obwohl die 48-jährige Senckenberg-Angestellte Geologie studiert hat, kennen sie Kollegen als ausgewiesene Spezialistin für Meeresschwämme. "Diese primitiven Tiere sind entwicklungsgeschichtlich uralt, kommen in allen Meeresgewässern und in allen Tiefen vor", erläutert Janussen. "Für Forscher sind sie daher ideal." Auf ihrer vierten Fahrt auf der "Polarstern" will die Bad Homburgerin herausfinden, mit welchen Tiergruppen Tiefseeschwämme verbunden sind.

Bei Klimaforschern stehen solche "Schlüsselverbindungen" hoch im Kurs. Sie erhellen nicht nur die Prozesse, die die heutige antarktische Tierwelt haben entstehen lassen, sondern können Grundlage für die Prognose einer Entwicklung sein, die im Zeichen der Erderwärmung steht. Schon ein geringer Temperaturanstieg in den seit Jahrmillionen klimatisch stabilen Polargebieten kann weltweite Klima- und Umweltveränderungen hervorrufen.

Die Forscher auf der "Polarstern" erhoffen sich bis zur Rückkehr im Februar 2008 daher auch aktuelle Daten zum Antarktischen Zirkumpolarstrom. Mit seinen kalten, dichten Wassermassen treibt er die globale atmosphärische und ozeanische Zirkulation an. Kommt dieser Motor durch eine Erwärmung der Polarmeere ins Stottern, werden laut Prognose der Wissenschaftler weitreichende Umweltveränderungen auch in mittleren Breiten zu spüren sein.

Das Forschungsschiff "Polarstern" kann als Eisbrecher bis minus 50 Grad Celsius fahren und gilt bis heute als eines der weltweit leistungsfähigsten Forschungsschiffe. Es bietet Platz für 70 Passagiere und benötigt 44 Besatzungsmitglieder. Die "Polarstern" ist rund 320 Tage im Jahr auf See und bereist im Forschungsauftrag in den südlichen Sommermonaten November bis März die Antarktis und während der nördlichen Sommermonate die Nordpolregion.

DDP
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