Aufklärung Unglück bereits kurz nach dem Start?

Experten vermuten, dass sich schon kurz nach dem Start ein Stück Isoliermaterial löste und auf die linke Tragfläche prallte. Das könnte die Hitzeschutzschicht der Raumfähre beschädigt haben.

Der tragische Unfall der US-Raumfähre "Columbia" hat sich möglicherweise schon 80 Sekunden nach dem Start angebahnt. "Wir gehen von der These aus, dass der Außentank die Ursache für den Verlust der Columbia ist", sagte der Direktor des Shuttle-Programms bei der Weltraumbehörde NASA, Ron Dittemore, am Montag in Houston. Von dem Tank hatte sich kurz nach dem Start ein Stück Isoliermaterial gelöst und war auf die Unterseite der linken Tragfläche geprallt. Das könnte nach dieser Theorie die Hitzeschutzschicht der Raumfähre beschädigt haben.

NASA warnt vor voreiligen Schlüssen

Dittemore warnte allerdings vor voreiligen Schlüssen. Die These, dass das vom Tank gerissene Schaumstoffstück das fatale Unglück auslöste, sei nicht bewiesen. Experten verwiesen im US-Fernsehen darauf, dass sich die ersten Ursachenannahmen bei großen Unglücken oft als falsch erwiesen.

In Texas ging die Suche nach den Wrackteilen unterdessen weiter. Ein großes Teil der Nase der ist am Montag in Sabine County in Texas gefunden worden. Das Fundstück soll laut US-Nachrichtensender CNN in ziemlich gutem Zustand sein. Es sei das bisher größte Fundstück des Space-Shuttle. Dittemore äußerte die Hoffnung, dass genügend Teile gefunden werden, um zumindest entscheidende Teile des Shuttles zu rekonstruieren. Ein fast zwei Meter langes Stück Metall wurde bereits sichergestellt, das zum Cockpit gehörte. An verschiedenen Stellen wurden auch Überreste der sieben an Bord ums Leben gekommenen Astronauten gefunden. Ihre Angehörigen riefen am Montag in einer Erklärung zur Fortsetzung der Weltraumforschung auf: "Obwohl wir zutiefst trauern (...), muss die wagemutige Erforschung des Weltraums weitergehen."

Von dem Tank, der das Shuttle in der Startphase mit Treibstoff versorgt, hatte sich am 16. Januar wenige tausend Meter über dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral ein Stück Isoliermaterial gelöst. Das war bei der Analyse von Filmmaterial des Starts entdeckt worden. Die NASA geht davon aus, dass das Schaumstoffstück nicht größer als 40 mal 50 Zentimeter war und nur 1,2 Kilogramm wog. Auf Videos ist zu sehen, wie das Stück auf die Tragfläche prallte und wie Staub zerfiel.

Die NASA-Ingenieure hätten tagelang Schadensmodelle aufgestellt, sagte Dittemore. So könnten durch den Aufprall die Hitze abweisenden Fliesen an der Unterseite des Shuttles beschädigt worden sein. Die Weltraumfähre muss beim Eintritt in die Erdatmosphäre Hitze von gut 1000 Grad Celsius aushalten. Allerdings waren bei früheren Weltraumflügen bereits Fliesen verloren gegangen, ohne dass dies die die Sicherheit der Fähren beeinträchtigte. Die Ingenieure seien zu dem Ergebnis gekommen: "Selbst, wenn ein struktureller Schaden entstanden ist, wäre der Schaden nicht so groß, dass eine Katastrophe passieren kann." Diese Schadensanalysen würden nun neu berechnet, um mögliche Fehler aufzuspüren.

Die Sensoren am linken Tragflügel der Columbia hatten kurz bevor der Funkkontakt abbrach, einen Temperaturanstieg angezeigt. Allerdings sei der Anstieg relativ moderat gewesen, sagte Dittemore am Montag. «Uns fehlt noch das entscheidende Stück, um den Temperaturanstieg am linken Flügel zu erklären», sagte Dittemore. Die NASA wird der toten Astronauten an diesem Dienstag am Johnson Space Center in Houston gedenken. An der Trauerfeier nehmen US- Präsident George W. Bush und seine Frau Laura nehmen teil.

DPA

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