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INSEKTEN Kürzere Lebensdauer nach der Fortpflanzung

Für männliche Insekten hat die Fortpflanzung schwerwiegende Folgen: Ihr Abwehrsystem lässt erheblich nach. Die Folge ist ein früherer Tod.

Männliche Insekten zahlen einen hohen Preis für die Fortpflanzung. Ihre Abwehrkräfte nehmen dramatisch ab, und ihre Lebensdauer wird verkürzt. Die Kette schwerwiegender Folgen eines »erfolgreichen Geschlechtsverkehrs« zeigen britische Forscher am Melhkäfer (Tenebrio molitor) auf. Das gleiche Phänomen sei aber auch von anderen Arten bekannt, unter anderen der Fruchtfliege Drosophila melanogaster, schreiben sie.

Auch andere Insektenarten betroffen

Da die beiden wichtigsten Komponenten des verhängnisvollen Ablaufs, ein »Jugendhormon« (Juvenilhormon) und ein Enzym aus der Produktion von Abwehrkräften, im Verlauf der Insektenevolution fast unverändert erhalten blieben, dürften auch viele andere Insekten vom gleichen Effekt betroffen sein. Der Bericht erscheint in der Frühausgabe der »Proceedings of the National Academy of Sciences« (PNAS) vom Dienstag.

Abwehrkräfte lassen drastisch nach

In ihm gehen Jens Rolff und Michael Siva-Jothy von der Sheffield Universität in Sheffield (Großbritannien) der Folge biologischer Vorgänge »nach dem Akt«. Sie beginnt bei den Mehlwurm-Käfern damit, dass das Hirn die Insektenmännchen nach vollzogener Fortpflanzung mit dem so genannten Juvenilhormon überflutet. Dieses Hormon aber blockiert das Enzym Phenoloxidase, ohne das das Immunsystem nicht richtig funktioniert. Rolff und Siva-Jothy schreiben, dass der Phenoloxidase-Anteil durch die Hormonfreigabe auf die Hälfte sank - und die Abwehrkräfte drastisch nachließen.

Um die Zusammenhänge ganz klar nachzuweisen, transplantierten sie das für die Hormonausschüttung verantwortliche Hirnzentrum, die Corpora allata, in das Hirn »jungfräulicher« Käfer. Tatsächlich litten auch diese Männchen anschließend unter Immunschwäche, obwohl sie sich selbst noch nicht fortgepflanzt hatten.

Hormon lenkt die Häutung und Fortpflanzung

In einem Parallelversuch behandelten die beiden Forscher die Corpora allata vor der Transplantation mit einem Stoff, der die Hormonfreigabe blockiert. Dieses Transplantat wirkte sich bei jungfräulichen Mehlkäfern anschließend nicht auf die Abwehrkräfte aus. Aus beiden Proben schließen Rolff und Siva-Jothy, dass ohne Zweifel das »jugendliche« Hormon für die sinkende Lebenserwartung nach dem Akt verantwortlich ist. Das Juvenilhormon reguliert im Larvenstadium die Häutung und beim erwachsenen Insekt die Fortpflanzung.

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