Medizin Aids-Impfstoff wird getestet

In Deutschland soll bald ein HIV-Impfstoff getestet werden. Forscher dämpfen allerdings Hoffnungen auf einen schnellen Erfolg.

Die Internationale Aids-Impfstoff-Initiative IAVI will eine experimentelle Impfung gegen das Immunschwäche-Virus HIV bei Menschen in Deutschland testen. Ein Antrag bei der zuständigen Kommission sei eingereicht, aber noch nicht entschieden, hieß es am Dienstag zum Auftakt einer zweitägigen Konferenz in Berlin über den Stand der Aids-Impfstoffentwicklung. Ein Versuch mit Freiwilligen in Hamburg und Bonn solle "bald" beginnen. Die Experten dämpften jedoch Hoffnungen auf einen schnellen Erfolg.

Adenoviren als Impfstoff

Bei dem Impfstoff handele es sich um so genannte Adenoviren, denen HIV-Gene eingebaut wurden, erläuterte der Leiter des Robert-Koch-Instituts in Berlin, Reinhard Kurth. Sie sollen das Immunsystem anregen und auf das echte Virus vorbereiten. Der weltweit erste Impfstofftest am Menschen in Thailand mit 5000 Probanden war kürzlich wegen Erfolglosigkeit abgebrochen worden.

"Niemand kann sagen, wir haben einen Impfstoff in zehn Jahren"

Nach den Worten des IAVI-Europa-Direktors Frans van den Boom (Amsterdam) werden derzeit weltweit zwölf Impfstoff-Kandidaten erforscht. Es handele sich in der Mehrzahl um HIV-Untertypen, die in Entwicklungsländern verbreitet sind. Der Test in Deutschland ist Teil weltweiter Anstrengungen zur Entwicklung eines Aids-Impfstoffs. "Niemand kann sagen, wir haben einen Impfstoff in 10 oder 15 Jahren", betonte van den Boom jedoch. Die gemeinnützige IAVI mit Hauptsitz in New York initiiert und koordiniert weltweit die Forschung an einem HIV-Impfstoff, wobei der Einsatz in Entwicklungsländern besonders beachtet wird.

Kurth beklagt geringes Engagement der Bundesregierung

Kurth bedauerte den geringen Einsatz der Bundesregierung bei der Impfstoffentwicklung. Die jährlichen Ausgaben würden hier zu Lande sieben Millionen Euro betragen, im Vergleich zu 2,9 Milliarden Euro pro Jahr in den USA. In Deutschland arbeiten unter anderem die Impfstoffwerke Dessau-Tornau IDT (Anhalt) mit der IAVI zusammen.

DPA

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