Umweltminister Sigmar Gabriel sprach bei der Entwicklung der Tierarten von alarmierenden Signalen, zumal zwei Drittel sämtlicher geschützter Biotope zwischen Ostsee und Alpenrand in Gefahr seien. "Wir wissen, je ärmer die Artenvielfalt ist und die Lebensräume sind, desto anfälliger werden Menschen für Krankheiten."
Weniger als vier Prozent aller Tierarten leben in Deutschland
Von den weltweit 1,4 Millionen Tierarten lebten weniger als vier Prozent in Deutschland, berichtete der Minister. "Aber davon sind knapp 40 Prozent vom Aussterben bedroht", machte er die Dramatik klar. Zudem seien 70 Prozent der ungefähr 420.000 Pflanzen und Pilzarten auf der Erde in ihrem Bestand gefährdet. Viele Biotope gingen durch Verkehr, Flächennahme und Landwirtschaft verloren - auch in Deutschland.
Als Konsequenz kündigte Gabriel eine nationale Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt an. Arten müssten gesichert werden in zoologischen und botanischen Gärten sowie Genbanken. Auf einer UN-Konferenz nächstes Jahr in Bonn werde sich Deutschland für ein internationales Vorgehen stark machen, vor allem zum Schutz des Regenwaldes.
Wasserverbrauch wächst Jahr für Jahr
Gabriel klagte auch über zunehmende Belastung der Bürger durch Lärm, Luftschadstoffe und andere Umwelteinflüsse. Der Sozialdemokrat sagte, er wolle mit Gesundheitsministerin Ulla Schmidt über Gegenmaßnahmen beraten, auch auf EU-Ebene. Für die Begrenzung der Feinstaubbelastung werde in der Europäischen Union nach einem Kompromiss gesucht. Risiken durch Chemikalien und Sonneneinstrahlung als Folge der schwindenden Ozonschicht seien gewachsen. Die Zahl der Hautkrebserkrankungen sei deutlich gestiegen.
Der Minister lenkte in seinem Bericht den Blick auf das Thema Ressourcen-Schonung. Die Weltbevölkerung werde bis 2050 von 6,5 auf neun Milliarden Bürger wachsen. "Wenn wir in gleicher Art und Weise Rohstoffe nutzen wollen wie wir das heute tun, brauchen wir mindestens zwei Planeten." 66 Prozent der weltweiten Anbaufläche für Nahrungsmittel sei beschädigt oder nicht mehr nutzbar. In Afrika sei die Lage besonders schlimm. Der jährliche Wasserverbrauch übersteige die natürliche Regenerierung um 160 Milliarden Kubikmeter.
Anteil von Ökostrom soll ausgebaut werden
Das Umweltministerium machte bei der Industrie große Möglichkeiten zu effektiverem Energie-Einsatz aus. "Unternehmen könnten unter wirtschaftlich vernünftigen Bedingungen ihren Energiebedarf um 30 bis 40 Prozent senken", heißt es in dem Bericht, der alle vier Jahre von der Regierung präsentiert wird.
Das Ministerium bekräftigte das Ziel beim Ausbau von Ökostrom: Bis 2025 sei ein Anteil von 25 Prozent am Energieverbrauch möglich. Eine wichtige Rolle spiele der Bau von Windkraftanlagen auf hoher See, die 2030 bis zu 25.000 Megawatt Strom erzeugen sollten. Dies wäre etwa das Zehnfache der Leistung von beiden Blöcken des Atomkraftwerks Neckarwestheim. Erneuerbare Energien werden dem Bericht zufolge bis 2020 mindestens zehn Prozent des gesamten Energieverbrauchs decken. Am Atomausstieg werde nicht gerüttelt, bekräftigte Gabriel.