Lichtverschmutzung Wie Satelliten unseren Blick auf den Nachthimmel verändern – und sogar zu einer Katastrophe führen könnten

Satellit am Nachthimmel
Etwa 5000 Satelliten befinden sich aktuell in der Erdumlaufbahn – und es werden noch viel mehr
© enot-poloskun / Getty Images
Der Sternenhimmel hat längst seine Unschuld verloren: Der Nachthimmel ist längst von Satelliten bevölkert. Forscher und die Nasa warnen vor den Folgen.

Der Nachthimmel hatte für die Menschheit schon immer etwas Romantisches. Er kommt in Märchen und alten Erzählungen vor, Kinder blicken nach oben und fragen sich, was wohl im Weltall vor sich geht, Liebespaare zählen gemeinsam Sterne. Mit etwas geübtem Auge lassen sich sogar Sternbilder wie der große Wagen erkennen. Das könnte sich jedoch in naher Zukunft deutlich verändern.

Schon jetzt sieht der Sternenhimmel nicht mehr so aus wie noch vor wenigen Jahren. Schuld daran ist die zunehmende Anzahl von Satelliten. 2017 kreisten noch rund 1000 Satelliten um die Erde, mittlerweile sind es fast 5000. Teilweise sind sie mit bloßem Auge zu erkennen. Die künstlichen Raumflugkörper verstellen schon jetzt die Sicht auf die natürlichen Himmelskörper von der Erde aus – die ja ohnehin angesichts der vielen künstlichen Lichter immer schwieriger wird. 

Zahl der Satelliten wird in den nächsten Jahren deutlich steigen

Und der Trend dürfte sich in den nächsten Jahren noch deutlich verstärken, meint eine Gruppe von kanadischen Forschenden. Die Wissenschaftler:innen um die Astronomin Samantha Lawler von der Universität in Regina prognostiziert, dass in weniger als zehn Jahren einer von 15 Lichtpunkten am Nachthimmel ein Satellit sein wird. 

In einer anderen Studie kommen Forschende aus der Slowakei zu dem Ergebnis, dass die tausenden Satelliten in der Erdumlaufbahn den Nachthimmel um etwa zehn Prozent aufgehellt haben. Ein klarer, ungetrübter Blick nach oben sei damit nirgends auf der Welt mehr möglich. Die Wissenschaftler:innen sprechen von "Lichtverschmutzung".

Elon Musk treibt Satelliteninternet voran

Nun leisten all diese fliegenden Himmelskörper den Menschen auf der Erde gute Dienste, sie ermöglichen Satellitenfernsehen, liefern Daten für Navigationssysteme und Wettervorhersagen. Allerdings schwirrt auch viel Weltraumschrott durch das All – Satelliten, die nicht mehr aktiv sind und sich selbst überlassen werden.

Der Ausbau des satellitengestützten Internets wird den Nachthimmel noch einmal mit tausenden Satelliten bevölkern. Das Starlink-Projekt von Elon Musk hat bereits mehr als 2000 Satelliten ins All gebracht. Amazon arbeitet an einem ähnlichen Plan und will mit 3236 Satelliten satellitengestützte Internetverbindungen ermöglichen. Die Mehrheit davon soll sich innerhalb der nächsten fünf Jahre schon in einer Höhe von rund 600 Kilometern befinden.

Tesla-Chef Elon Musk plant, den gesamten Planeten mit High-Speed-Internet zu versorgen
Tesla-Chef Elon Musk plant, den gesamten Planeten mit High-Speed-Internet zu versorgen.
© Dr. Marco Lanbroek/Frederic J. BROWN / AFP
Elon Musk will den Planeten mit High-Speed-Internet versorgen – Satelliten wie leuchtende Kette im All

Erschwerte Bedingungen für Astronomen

Das Satelliteninternet funktioniert mit Ketten aus Satelliten. Gerade diese sind es, die Astronom:innen Sorgen bereiten. Der hellere Himmel und die Vielzahl der Objekte, die darin unterwegs sind, machen es schwieriger, die Bewegungen von Himmelsköpern per Teleskop zu beobachten – und könnte im allerschlimmsten Fall sogar das Fortbestehen der Menschheit gefährden. Dann nämlich, wenn Asteroiden, die sich auf Kollisionskurs mit der Erde befinden, nicht oder zu spät entdeckt werden könnten, sagte Samantha Lawler bei CNN.

Nachdem Elon Musks Unternehmen SpaceX die Genehmigung für 12.000 weitere Starlink-Satelliten erhalten hatte, äußerte sich auch die US-amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa "besorgt über die potenzielle Zunahme von Zusammenstößen und mögliche Auswirkungen auf die wissenschaftlichen und bemannten Raumfahrtmissionen der Nasa".

epp

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