Liebe und Statistik Von wegen "Gegensätze ziehen sich an" – Studie findet heraus, dass wir ganz ähnliche Partner lieben

Gemeinsame Interessen gehören in vielen Partnerschaften dazu.
Gemeinsame Interessen gehören in vielen Partnerschaften dazu.
© Oleh Slobodeniuk / Getty Images
Wenn es um Liebe und Partnerschaften geht, legen wir Wert auf große Übereinstimmung. Das zeigt eine großangelegte Datenanalyse. Hinweise, dass gegensätzliche Personen zusammenbleiben, konnten die Forscher nicht finden.

Gegensätze sollen das Salz in der Beziehungssuppe sein – das trifft für Romcoms zu, doch im wirklichen Leben sieht es ganz anders aus. Eine neue Studie fragte zahlreiche Merkmale von Paaren ab. Dabei ging es um politische Einstellungen, den Drogenkonsum aber auch der Frage, in welchem Alter sie zum ersten Mal Sex hatten. Es wurden also "weiche" Faktoren wie Ansichten abfragt, aber auch "harte".

Das Ergebnis: In mehr als 80 Prozent der Faktoren stimmten die Paare miteinander überein. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass Vögel mit den gleichen Federn eher zusammen fliegen", sagte Tanya Horwitz von der University of Colorado Boulder. Für diese Studie, die in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde,  werteten die Forscher frühere Ergebnisse neu aus, zusätzlich führten sie eine neue Analyse mit 133 Merkmalen bei fast 80.000 Paaren durch, die am britischen Biobank-Projekt teilnahmen. Insgesamt flossen über 130 Merkmale von Millionen heterosexueller Paare über einen Zeitraum von über 100 Jahren ein. Die Studie stützt sich also auf eine sehr große Zahl von Personen, es handelt sich also nicht um eine Form von "Hausarbeiten-Studie", für die ein paar Dutzend Menschen befragt wurden.

Die neue Probe der britischen Biobank ist am detailliertesten. Hier finden sich kaum Merkmale mit einer negativen Korrelation, Gegensätze ziehen sich also nicht an.

Unbewusste Kriterien

Manche Merkmale korrelieren sehr stark, dazu gehören politische und religiöse Ansichten und das Bildungsniveau. Auch Raucher, Trinker oder Abstinenzler bleiben gern unter sich. Andere Faktoren wie Größe, Gewicht, medizinische Probleme und Persönlichkeitsmerkmale können durchaus unterschiedlich sein

"Selbst in Situationen, in denen wir das Gefühl haben, die Wahl unserer Beziehungen zu haben, können hinter den Kulissen Mechanismen ablaufen, die uns nicht ganz bewusst sind", sagte Horwitz. Der Befund hat weitreichende Folgen. "Viele Modelle in der Genetik gehen davon aus, dass die Paarung von Menschen zufällig erfolgt. Diese Studie zeigt, dass diese Annahme wahrscheinlich falsch ist", so der Mitautor Matt Keller. Partnerschaften sind das zentrale Element bei der Weitergabe von Genen, wenn die Auswahl des Partners selektiv erfolgt, ergeben sich ganz andere Muster als angenommen.

Leben in der sozialen Bubble 

Beziehungen entstehen aufgrund von Gemeinsamkeiten. Schon der Freundeskreis ist eine besondere Gruppe und deckt nicht die Gesamtheit der Gesellschaft ab. Menschen wachsen in einer bestimmten Umgebung auf, in dieser Gruppe unterliegen sie den gleichen soziologischen Einflüssen. Das prägt die Selbstwahrnehmung und die Weltsicht. Auch lange Partnerschaften führen zu einer weiteren Angleichung. Und manche Menschen fühlen sich ganz ausdrücklich zu Menschen hingezogen, die ihnen ähnlich sind.

Sehen Sie im Video: "Jeder kann zum Fremdgeher werden" – Paartherapeutin erklärt, warum Menschen Affären eingehen

Sie dachten immer, nur bestimmte Menschen gehen fremd und der anständige Freund aus ihrem Umfeld schon mal gar nicht? Falsch gelegen. Paartherapeutin Birgit Fehst klärt auf, warum wir alle zu Fremdgehern werden können.
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"Jeder kann zum Fremdgeher werden": Paartherapeutin erklärt, warum Menschen Affären eingehen

Die "soziale Bubble" neigt dazu, sich selbst zu verstärken und zu reproduzieren. In den USA etwa ist es bekannt, dass der soziale Fahrstuhl durch Heirat praktisch zum Erliegen gekommen ist, heute binden die Menschen sich an einen Partner mit vergleichbarer Bildung und ähnlichem ökonomischen Hintergrund. Eine der Folgen: Die Armen bleiben unter sich, die Elite bindet sich in "Powerpaaren".

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