Jedes dritte Olivenöl nativ extra im deutschen Handel ist "mangelhaft" - das ist das erschreckende Ergebnis der neusten Stiftung-Warentest-Studie. Nach einem Test von 26 Ölen vergaben die Prüfer nur fünfmal die Note "Gut": die meisten Produkte hätten sowohl geschmacklich als auch chemisch enttäuscht. In zwei Ölen wurden sogar gesundheitsgefährdende Mengen krebserregender Weichmacher gefunden.
Auch bei Olivenöl steht teuer nicht auch automatisch für hohe Qualität. Drei der insgesamt mit "gut" bewerteten Öle kosteten höchstens zehn Euro pro Liter. Das teuerste Produkt im Test hingegen, ein mit Basilikum versetztes Öl für 40 Euro, fiel mit nur die Note 5,5 glatt durch.
Schon drei Löffel "Gut & Gerne" können schädlich sein
Erstmals wurde der Weichmacher Diethylhexylphthalat (DEHP) in Olivenöl nachgewiesen. DEHP gilt als gesundheitsschädlich: In Tierversuchen erzeugte die Substanz Krebs, außerdem greift sie ins Hormonsystem ein und beeinträchtigt die Fortpflanzungsfähigkeit. So enthält das "Gut & Gerne"-Olivenöl 75 Milligramm DEHP pro Kilogramm. Nach Angaben der Stiftung Warentest nimmt ein 60 Kilogramm schwerer Mensch schon bei zwei bis drei Esslöffeln täglich mehr DEHP auf, als Toxikologen für tolerierbar halten. Das Öl verstoße damit gegen das Lebensmittelgesetz.
Die Details der Studie
Aus der Küche verbannen sollte man Olivenöl nicht: Seine ungesättigten Fettsäuren senken den Cholesterinspiegel und verringern das Risiko für Arterienverkalkung und Herzinfarkt. Welche Öle die Stiftung Warentest für empfehlenswert hält, erfahren sie in der detaillierten Auswertung
Insgesamt fanden die Tester in 14 Olivenölen Weichmacher, berichtet Projektleiterin Birgit Rehlender Weichmacher. Diese so genannten Phthalate seien auch in Spielzeug oder Bodenbelägen zu finden. Sie dürften auch für Fließbänder oder Schläuche verwendet werden. "In Olivenöl haben sie aber nichts zu suchen", sagte Rehlender. In 18 Ölen stellte man im Labor außerdem das Krebs erregende Benzoapyren fest. Die Konzentration lag aber unter dem Grenzwert.
Modrig, stichig, ranzig
Apfel- und Zitronen-Aromen oder ein Anklang von frisch gemähtem Gras, das sind nur einige der Feinheiten, die Kenner in gutem Olivenöl entdecken. In handelsüblichen Ölen ist davon wenig zu schmecken: Die meisten Testprodukte hätten "modrig", "stichig" oder "ranzig" geschmeckt, lautete die vernichtende Kritik. Gerade einmal drei der getesteten Öle, das "Olio Santini" vom Fass, das kretische "Gaea" und die Marke "Bancetto" von Edeka, schnitten geschmacklich "sehr gut" ab.
Nach Ansicht der Stiftung Warentest erfüllen mehrere Öle, darunter beispielsweise das "Ener Bio" von Rossmann, geschmacklich nicht einmal die Mindestanforderungen: "Olivenöle mit so deutlichen Geschmacksfehlern verdienen weder das Prädikat 'nativ extra', noch dürften sie als solche verkauft werden." Dies sei in der Olivenöl-Verordnung der Europäischen Kommission festgelegt. Zudem wurde nachgewiesen, dass mehrere Hersteller ihr Öl mit warmem Wasserdampf behandelt hatten, um den Geschmack zu verbessern - bei Ölen mit dem Prädikat "nativ extra" nicht zulässig.
Bertolli-Olivenöl Test: Hier geht es zum Bertolli-Olivenöl Vergleich.