Graham Allison Atomwaffen-Experte: "Deutschland könnte die Bombe schnell bauen"

Dr. Graham Allison vor einem Bücherregal
Graham Allison, ­83, beriet jahrzehntelang das Pentagon in Nuklear- und Sicherheitsfragen
© Cody O'Loughlin / stern
Eine deutsche Bombe? Besser nicht. Die transatlantische Sicherheitsordnung stünde auf dem Spiel, sagt der Atomwaffen-Experte Graham Allison. 

Mit seiner Drohung, europäischen Nato-Partnern im Fall eines russischen Angriffs nicht mehr verlässlich beizustehen, hat Donald Trump in Deutschland eine Debatte über die Notwendigkeit eigener Atomwaffen ausgelöst. Was halten Sie davon? 
Bevor ich darauf antworte, müssen wir das große Ganze betrachten. Dazu müssen Sie sich drei Zahlen merken: 78 – 78 – 9.

Wofür stehen die?
Erstens: mehr als 78 Jahre ohne einen Krieg der Großmächte. Das ist ein beispiellos langer Frieden, eine großartige Errungenschaft der Staatskunst, aber eine zerbrechliche. Unwahrscheinlich, dass sie über die nächste Generation hinweg erhalten bleibt. Wir sollten dafür dankbar sein, aber diesen Frieden nicht für selbstverständlich nehmen.

Atombombe in Nagasaki
Am 9. August 1945 explodierte die Plutoniumbombe Fat Man 500 Meter über Nagasaki. Die Luft darunter wurde so heiß, dass Menschen auf der Stelle verdampften.
© Picture Alliance

Und die zweite 78 …
… steht für gut 78 Jahre seit dem Einsatz von Atomwaffen im Krieg. Auch das ist erstaunlich. Ein entscheidender Faktor war, dass die USA und die Sowjetunion sich lange in einer Doktrin der gegenseitig zugesicherten Zerstörung gegenüberstanden. Ein anderer waren die großen Bemühungen um die Nichtverbreitung von Atomwaffen. Aber am Ende des Zweiten Weltkriegs standen die Chancen 1000 : 1, dass es anders kommen würde, als es gekommen ist.

Bleibt die 9.
Das ist die Zahl der Staaten, die Atomwaffen besitzen. 1963, nach der Kubakrise, ging Präsident John F. Kennedy davon aus, dass es schon in den 1970er-Jahren zwischen 25 und 30 Länder sein würden.