Was passiert ist, wird er vielleicht nie wirklich begreifen können. "Ich frage mich immer noch, wie ich da rausgekommen bin", sagt Laurent Leger. Der 48-jährige Journalist war Mitarbeiter der Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" - und saß mit im Raum, als die Attentäter die Redaktion stürmten. "Es war die erste Konferenz des Jahres", sagt er im "Telegraph". "Jeder war in Topform und glücklich. Einige waren gerade erst aus dem Urlaub zurück. Es war fast euphorisch. Das Jahr, das vor uns lag, sah gut aus für das Magazin, und wir hatten schon eine Menge Projekte in Planung."
Dann geschah das Unfassbare. Die Redakteure saßen im Kreis und diskutierten lebhaft über Michel Houellebecqs Roman "Unterwerfung". Der Schriftsteller war damit auch Thema des Titelblatts im neu erschienen Magazin. Karikaturist Cabu habe nicht verbergen können, wie "unglücklich" er über das Buch war, sagt Leger. Andere hätten widersprochen. Dann knallte es draußen auf der Straße, es hörte sich wie Feuerwerkskörper an. Alle seien so gut gelaunt gewesen, dass niemand weiter darauf achtete. In diesem Moment ging die Tür zum Konferenzraum auf.
Leger saß mit dem Rücken zur Tür. "Ein Mann in Schwarz erschien plötzlich hinter mir. Er trug eine Uniform, wie sie auch Polizei oder Gendarmen tragen. Wir dachten immer noch, es sei ein Scherz." Die Stimmung sei noch immer ausgelassen gewesen. "Dann aber rochen wir das Schießpulver aus dem Flur. Und uns wurde klar, dass das keinewegs ein Witz sein sollte."
Ein Tisch rettete sein Leben
Der Mann hob seine Kalaschnikow, rief "Allahu Akbar" - und schoss. Alle ließen sich zu Boden fallen. Leger robbte hinter einen kleinen Tisch. "Ich habe überlebt, weil sie mich nicht bemerkt haben", sagt er. Er habe den Täter den Namen des Chefredakteurs "Charb" rufen hören. Bei "France Info" berichtet Leger auch von der Angst, dass der Mann umhergehen und nach Überlebenden suchen würde. "Zum Glück war der Raum zu eng. Das hat zweifellos Leben gerettet."
Nach dem Verschwinden der Männer sei es still gewesen im Raum. "Schrecklich still", sagt Leger. "Ich war wie eingefroren. Es war so unreal." Draußen hörten sie noch einmal Schüsse. Dann endgültig Stille. Langsam begannen die wenigen Überlebenden, sich zu bewegen. Sie versuchten, sich aufzurichten, sich zu helfen. Für viele kam jede Hilfe zu spät.
Niemand, sagt Leger, habe sich vorstellen können, dass so etwas passiere - "und das mitten in Paris." Sie würden weitermachen mit dem Magazin. "Wir werden alles tun, was möglich ist, um in dieser Woche eine Ausgabe zu veröffentlichen. Aber so viele sind gestorben ..."