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"Unmenschliche" Haftbedingungen Pussy-Riot-Mitglied tritt in Hungerstreik

Schlafentzug, Einschüchterungen, harte Arbeit: Nadeschda Tolokonnikowa, Mitglied von Pussy Riot, hat in einem Brief die Bedingungen ihrer Haft in einem Arbeitslager als "unmenschlich" angeklagt.

Eines der inhaftierten Mitglieder der regierungskritischen russischen Punkband Pussy Riot ist aus Protest gegen "unmenschliche" Hungerstreik in den Hungerstreik getreten. Die 23-jährige Nadeschda Tolokonnikowa erklärte in einem offenen Brief, der von ihrem Ehemann auf dem Internetportal lenta.ru veröffentlicht wurde, sie werde ab Montag zudem die "koloniale Sklavenarbeit" im Gefängnis verweigern. "Ich werde das so lange fortsetzen, bis die Regierung beginnt, die Gesetze einzuhalten und aufhört, inhaftierte Frauen wie Vieh zu behandeln." Zudem habe ein hochrangiger Gefängnisbeamter sie mit dem Tod bedroht.

Im Gefängnis würden die Insassen unter anderem gezwungen, bis 17 Stunden am Tag Polizeiuniformen zu nähen, schrieb Tolokonnikowa. Sie bekämen höchstens vier Stunden Schlaf am Tag. "Deine Hände sind mit Nadelstichen und Kratzern übersäht, dein ganzer Arbeitstisch ist von deinem Blut bedeckt, aber du nähst weiter", schrieb sie.

Einschüchterungen durch Mitgefangene

Die Gefängnisbehörde wies die Vorwürfe strikt zurück und warf Tolokonnikowas Ehemann sowie ihrer Anwältin Erpressung vor. Die beiden hätten mit schweren Anschuldigungen gegen Beamte gedroht, sollte Tolokonnikowa nicht in einen anderen Trakt verlegt werden, sagte ein Behördensprecher der Agentur Interfax.

"Das Lager soll Menschen in dumme Sklaven verwandeln, indem ihr Wille unterdrückt wird und zu Anführern bestimmte Mitgefangene sie einschüchtern", schrieb Tolokonnikowa.

Tolokonnikowa war im August 2012 zu zwei Jahren Haft wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" verurteilt worden, weil sie mit anderen in einer Moskauer Kathedrale mit Punkmusik demonstriert hatte. Die Aktion richtete sich gegen Präsident Wladimir Putin. Im März endet ihre Gefängnisstrafe.

Ein zweites inhaftiertes Mitglied von Pussy Riot, Maria Aljochina, war im Sommer vorübergehend in einen Hungerstreik getreten, nachdem die Behörden ihr die Teilnahme an einer Begnadigungsanhörung verweigert hatten. Das Urteil gegen Pussy Riot wurde international als zu streng und unverhältnismäßig kritisiert.

ono/Reuters/DPA DPA Reuters

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