Afghanistan Taliban ordnen Schließung von Schönheitssalons für Frauen an

Ein Schönheitssalon in Kabul, Afghanistan
Gehören in Afghanistan bald der Vergangenheit an: Schönheitssalons. Die Taliban ordneten die Schließung an. 
© Wakil KOHSAR / AFP
Die Taliban haben landesweit die Schließung von Schönheitssalons für Frauen angeordnet. Für Frauen in Afghanistan sind die Salons eine der wenigen verbliebenen Verdienstmöglichkeiten. Nun müssen sie innerhalb eines Monats schließen.

Tausende Schönheitssalons in Afghanistan müssen auf Anordnung der radikalislamischen Taliban-Regierung innerhalb eines Monats schließen. Den Geschäften werde Zeit gegeben, um ihre Vorräte ohne Verluste aufzubrauchen, sagte der Sprecher des Ministeriums für Tugendförderung und Lasterprävention am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP. Gründe für die Schließung nannte er nicht.

Schönheitssalons, die von Frauen betrieben werden, sind während der 20-jährigen Präsenz der US-Streitkräfte in Kabul und anderen afghanischen Städten an vielen Ecken entstanden. Sie boten den Frauen nicht nur die Möglichkeit, Geld zu verdienen, sondern auch einen geschützten Raum, um sich zu treffen und auszutauschen. Für viele afghanische Haushalte waren die Salons die einzige Einnahmequelle.

Taliban versprachen, Frauenrechte zu achten

"Hier gab es keinen Streit und keinen Lärm", sagte eine Salon-Mitarbeiterin, die Neelab genannt werden möchte. "An diesem Ort fühlen wir uns wohl." Die Besitzerin eines Schönheitssalons erzählte, sie habe 25 Frauen eingestellt, die Alleinverdienerinnen für ihre Familien waren. "Sie sind alle am Boden zerstört (...) was sollen sie tun", sagte sie.

"Unsere Männer haben keine Arbeit", so eine Kosmetikerin zum Nachrichtensender Tolo News. "Ich weiß nicht, was wir tun sollen, wenn sie diesen Ort schließen."

Als die Taliban im August 2021 nach dem überstürzten Abzug der internationalen Truppen die Macht übernahmen, versprachen sie, die Frauenrechte zu achten. Inzwischen sind Frauen jedoch aus den meisten Berufen verdrängt worden und dürfen keine Universitäten und weiterführenden Schulen mehr besuchen. Zudem sind sie gezwungen, sich in der Öffentlichkeit zu verschleiern.

Viele Frauen in Afghanistan dürfen nicht arbeiten

Auch die meisten Mitarbeiterinnen der Vereinten Nationen und von Nichtregierungsorganisationen dürfen ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen. Tausende Frauen, die für die Regierung arbeiteten, wurden entlassen oder werden dafür bezahlt, zu Hause zu bleiben.

Laut einem Bericht des UN-Menschenrechtsrats gehört die Situation von Frauen und Mädchen in Afghanistan zu den schlimmsten weltweit. Die "schwere, systematische und institutionalisierte Diskriminierung von Frauen und Mädchen" sei Kern der Ideologie und Herrschaft der Taliban, heißt es in dem Bericht.

"Frauen und Mädchen werden in jeder Hinsicht diskriminiert"

Die stellvertretende UN-Menschenrechtskommissarin Nada Al-Nashif sagte: "In den vergangenen 22 Monaten ist jeder Lebensbereich von Frauen und Mädchen eingeschränkt worden. Sie werden in jeder Hinsicht diskriminiert."

Nicht alle Ankündigungen der Taliban werden in der Praxis gleichermaßen rigoros umgesetzt. So gehen vor allem in Kabul viele Frauen entgegen der Anweisung mit unbedecktem Gesicht durch die Straßen. Auch blieben nach der offiziellen Schließung der höheren Mädchenschulen eine Reihe von Privatschulen für ältere Schülerinnen geöffnet.

AFP · DPA
rw