Afghanistan Dutzende Tote bei Selbstmordanschlag in Kabul

Schwerster Anschlag in Kabul seit dem Sturz der Taliban: Vor der indischen Botschaft hat sich ein Selbstmordattentäter mit einem Auto in die Luft gesprengt und mindestens 40 Menschen in den Tod gerissen. Mehr als 140 Menschen wurden nach Angaben des afghanischen Gesundheitsministeriums durch die gewaltige Explosion verletzt.

Bei dem schwersten Anschlag in Kabul seit dem Sturz der Taliban im Jahr 2001 sind am Montag mehr als 40 Menschen getötet worden. Ein Selbstmordattentäter hatte sich vor der indischen Botschaft in der afghanischen Hauptstadt in die Luft gesprengt. Viele der Opfer seien Zivilisten gewesen, die ein Visum abholen wollten, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Mindestens 141 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Indien ist einer der engsten Verbündeten des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai im Kampf gegen die radikalislamischen Taliban.

Die Bombe detonierte gegen 8.30 Uhr Ortszeit, die Explosion war in der gesamten Innenstadt zu hören. Dicke schwarze Rauchwolken waren zu sehen. Laut Innenministerium rammte ein Selbstmordattentäter mit einem mit Sprengstoff präparierten Auto das Tor des Botschaftsgebäudes im Zentrum von Kabul.

"Wir gehen auf Trümmern"

Unter den Opfern sind auch der Militärattaché Indiens und ein weiterer Diplomat. Wie Außenminister Pranab Mukherjee in Neu-Delhi erklärte, kamen insgesamt vier Inder ums Leben. Bei den anderen beiden handelt es sich um Wachleute. Indien werde in den kommenden Tagen eine ranghohe Delegation in die afghanische Hauptstadt entsenden, sagte Mukherjee.

"Wir gehen auf Trümmern", sagte ein Botschaftsvertreter in Kabul. Das Gebäude sei stark beschädigt worden. Mehrere Autos wurden zerstört, im Umkreis von mehreren hundert Metern barsten die Fensterscheiben von Geschäften. Die indische Botschaft liegt in der Nähe des afghanischen Innenministeriums.

Aus dem Außenministerium in Neu Delhi hieß es, der Anschlag habe Mitarbeitern der Botschaft auf deren Weg zur Arbeit gegolten. Zwei Diplomatenfahrzeuge seien zum Zeitpunkt des Anschlags auf das Botschaftsgelände gefahren. Der indische Außenminister Pranab Mukherjee rief ein Krisentreffen mit dem Innen- und dem Verteidigungsminister ein.

Der afghanische Außenminister Rangeen Dadfar Spanta stattete der Botschaft kurz nach dem Anschlag einen Besuch ab, um Solidarität zu bekunden, wie sein Sprecher mitteilte. "Die Feinde der Freundschaft zwischen Afghanistan und Indien können diese Beziehung nicht durch derartige Attacken behindern", sagte der Sprecher. Die indische Regierung hat Kabul seit dem Sturz der radikalislamische Taliban Ende 2001 massiv beim Wiederaufbau unterstützt.

Erster Anschlag in Kabul seit Monaten

Die Taliban haben angekündigt, in diesem Jahr mehr Selbstmordanschläge verüben zu wollen. Die indische Regierung pflegt gute Beziehungen zur Regierung in Kabul und finanziert zahlreiche Infrastrukturprojekte in Afghanistan. Die Hauptstadt Kabul war in den vergangenen Monaten von Anschlägen der Taliban verschont geblieben. Im September 2006 fielen zwölf Menschen einem Selbstmordanschlag zum Opfer, ebenfalls in der Nähe des Innenministeriums.

Die Bundesregierung verurteilte den Anschlag auf das Schärfste. In einer Erklärung von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hieß es: "Wir teilen die Trauer und Bestürzung des afghanischen Volkes und versichern auch der indischen Regierung unser Mitgefühl." Es sei das Ziel der Terroristen, geordnete und demokratische Verhältnisse in Afghanistan zu verhindern, erklärte Steinmeier weiter. "Wir zählen deshalb auf die schnelle Arbeit der afghanischen Behörden: Die Hintermänner des Attentats müssen umgehend gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden."

Erst am Sonntag waren bei einem Anschlag im Kommandobereich der Bundeswehr im Norden Afghanistans zwei deutsche Polizisten verletzt worden. Die Beamten hatten nach Angaben des Bundesinnenministeriums bei der Explosion in der Provinz Kundus leichte Verletzungen erlitten.

AP · DPA
AFP/DPA/AP