Afghanistan Karsai fordert Ende der Nato-Einsätze

Erst am Freitag hatte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen einen verantwortungsvollen Rückzug aus Afghanistan zugesagt. Nun fordert Präsident Hamid Karsai das Militärbündnis auf, seine Einsätze im Land zu beenden, und betont, dass die Toleranz der Afghanen zu Ende sei.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat die Nato zu einem Ende ihrer militärischen Einsätze im Land aufgefordert. "Ich bitte die Nato und die USA mit Ehre und Demut und nicht mit Arroganz darum, ihre Einsätze in unserem Land zu beenden", sagte Karsai am Samstag in der östlichen Provinz Kunar. Karsai traf dort mit hunderten Stammesältesten zusammen, darunter waren auch Angehörige von neun Kindern und weiteren Zivilisten, die kürzlich bei Angriffen der Nato-geführten Isaf-Truppen getötet worden waren.

"Wenn es sich um einen Krieg gegen Terroristen und den internationalen Terrorismus handelt, sollten sie ihn in den Regionen führen, die wir ihnen in den letzten neun Jahren gezeigt haben und die sie auch kennen", sagte Karsai an die Adresse der Nato-Truppen. "Wir sind sehr tolerante Menschen, aber jetzt ist unsere Toleranz zu Ende." Karsai hatte in der Vergangenheit wiederholt gefordert, Stellungen der radikalislamischen Taliban im Ausland, vor allem in Pakistan, statt afghanische Ortschaften anzugreifen.

Rasmussen verspricht verantwortungsvollen Rückzug

Bereits am Freitag hatte die Nato einen verantwortungsvollen Rückzug aus Afghanistan versprochen. Das Bündnis habe die Empfehlungen des Nato-Afghanistan-Ausschusses zur Übergangsphase und zu den Bezirken, in denen die Sicherheitsverantwortung an die Afghanen zuerst übergeben werden soll, angenommen, sagte Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen in Brüssel. Letztlich liege die Entscheidung aber bei der afghanischen Regierung von Präsident Karsai, sagte er nach einem Treffen der Nato-Verteidigungsminister.

Die beschlossenen Prinzipien, nach denen der Rückzug stattfinden solle, sähen vor, dass die Truppen an einem gemeinsamen Plan festhielten. Weiterhin sei es möglich, dass Truppen, die in einem Bereich abgezogen würden, woanders wieder zum Einsatz kämen, sofern sie dort gebraucht würden. Nicht zuletzt sollen abgezogene Soldaten zur Ausbildung der afghanischen Armee zur Verfügung stehen. US-Verteidigungsminister Robert Gates hatte kurz zuvor moniert, dass "zu viel darüber diskutiert wird, das Land zu verlassen, statt darüber, diesen Job auch gut zu erledigen".

Rasmussen wollte sich indes nicht dazu äußern, in welchen Städten und Bezirken die Verantwortung zuerst an die afghanischen Sicherheitskräfte übergeben werden soll. Der Truppenrückzug soll im Juli beginnen. Am Donnerstag war aus der Regierung in Kabul bekanntgeworden, dass die afghanische Armee in dieser ersten Phase des Übergangs die Sicherheitsverantwortung in bis zu vier Provinzen des Landes übernehmen soll. Karsai will am 21. März bekanntgeben, wann und wo genau afghanische Streitkräfte das Ruder übernehmen werden.

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mlr/AFP/DPA