Die NATO hat den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai zu einer besseren Regierungsführung in seiner zweiten Amtszeit aufgefordert. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen beglückwünschte Karsai am Dienstag in einer Erklärung zu seiner Wiederwahl, mahnte aber "größere Forschritte" im Kampf gegen die Korruption an. Zugleich sagte er zu, dass die Militärallianz die afghanische Regierung und das afghanische Volk beim Aufbau einer sicheren Zukunft weiter unterstützen werde. Der NATO-Generalsekretär wollte am Dienstag erstmals mit Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) zusammentreffen.
Die radikalislamischen Taliban kritisierten Karsai als "Marionette" des Westens. "Die Absage der Stichwahl hat gezeigt, dass die Entscheidungen für Afghanistan in Washington und London getroffen werden", teilten die Taliban im Internet mit. Es sei "erstaunlich", dass Karsai noch vor zwei Wochen "massive und inakzeptable Stimmfälschungen" nachgewiesen worden seien und er nun auf Grundlage dieses gefälschten Ergebnisses zum Präsident erklärt werde.
Zuvor hatte Karsai den Taliban die Hand ausgestreckt. "Wir rufen unsere Brüder der Taliban auf, nach Hause zurückzukehren und ihr Land anzunehmen", sagte der Präsident auf einer Pressekonferenz. Die Unabhängige Wahlkommission (IEC) in Afghanistan hatte Karsai am Montag zum Wahlsieger erklärt, nachdem Oppositionsführer Abdullah Abdullah am Wochenende seine Beteiligung an der Stichwahl abgesagt hatte.