In seiner ersten Rede als Staatsoberhaupt kündigte Frankreichs neuer Präsident Nicolas Sarkozy an, das Land zu einen und seine Versprechen zu halten zu wollen: "Ich darf die Erwartungen nicht enttäuschen", sagte er. Am Grab des unbekannten Soldaten am Triumphbogen entzündete er wenig später das "Ewige Feuer". Am Nachmittag brach Sarkozy zu seiner ersten Auslandsreise nach Berlin auf.
Striktes republikanisches Reglement
Das Ritual des Machtwechsels folgte einem strikten republikanischen Reglement: Nach dem Abschreiten einer Ehrenformation der Republikanischen Garde zog sich Sarkozy mit Chirac zu einem gut 30-minütigen Gespräch zurück, in dem er den Geheimcode für die Aktivierung der Atomwaffen erhielt. Im Hof des Palastes verabschiedete Sarkozy dann seinen Vorgänger. Unter Hochrufen der 500 geladenen Gäste, darunter Sarkozys Frau Cécilia, stieg Chirac um 11.37 Uhr in eine bereitstehende Limousine und fuhr davon.
Der Präsident des Verfassungsrates, Jean-Louis Debré, erklärte Sarkozy um 11.47 Uhr im Großen Festsaal des Palastes zum 23. Präsidenten Frankreichs. Vor zehn Tagen hatte Sarkozy die Stichwahl mit 53,06 Prozent der Stimmen gegen die Sozialistin Ségolène Royal gewonnen. 21 Salutschüsse aus den Kanonen vor dem Invalidendom verbreiteten die Nachricht des Amtswechsels in ganz Paris. Tausende Pariser winkten Sarkozy bei kühlen Temperaturen hinter Absperrungen zu, als er im offenen Wagen wenig später die Champs Élysées entlang fuhr.
Hohe Sicherheitsvorkehrungen
Nach Terrordrohungen einer islamistischen Organisation fand die erste Amtshandlung des neuen Staatsoberhauptes am Triumphbogen unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Als erster Präsident der fünften Republik ehrte Sarkozy im Anschluss auch 35 jugendliche Widerstandskämpfer, die 1944 in Paris von der deutschen Besatzungsmacht erschossen worden waren. An ihrem Denkmal im Stadtwald Bois de Boulogne legte er einen Kranz nieder. "Ich denke an Frankreich, dieses alte Land, das so viele Prüfungen durchlaufen hat und immer wieder aufgestanden ist", sagte er in seiner ersten Ansprache.
Er lobte aber auch seinen Vorgänger für dessen Leistungen: Chirac habe "die universellen Werte Frankreichs in der Welt zum Strahlen gebracht". Gleichwohl stellte Sarkozy fest, dass "die Krise der Werte nie so tief wie heute" gewesen sei. Er werde sich für die Rehabilitierung von Arbeit, Verdienst und Respekt einsetzen, die das Fundament der Würde des Menschen seien.
Erster Präsident aus der Nachkriegsgeneration
Zu seinen wichtigsten Aufgaben zählte Sarkozy aber auch den Wandel, "denn nie war die Unbeweglichkeit so gefährlich wie heute". Um die Zukunft zu meistern, müsse "mit den Verhaltensweisen der Vergangenheit gebrochen werden, mit dem intellektuellen Konformismus". Er kündigte den Kampf für ein "schützendes Europa" an und gelobte, sein Amt gewissenhaft zu erfüllen. Chirac hatte sich am Dienstagabend mit einem Appell zu Einheit und Solidarität ein letztes Mal nach zwölf Jahren als Präsident an die Bevölkerung gewandt. Premierminister Dominique de Villepin machte durch den Rücktritt seines Kabinetts den Weg für den Regierungswechsel frei.
Der 52-jährige Sarkozy steht für einen Aufbruch Frankreichs nach der zuletzt von Erstarrung geprägten Ära Chirac. Er ist 22 Jahre jünger als sein Vorgänger und nun der erste Präsident aus der Nachkriegsgeneration. Der Konservative hat ein ambitioniertes Reformprogramm vorgelegt und schon vor der Amtsübernahme mit Sozialpartnern die Umsetzung seiner Agenda eingeleitet. Den Bruch mit dem System Chirac vollzieht Sarkozy auch durch einen grundlegend umgebauten Regierungsapparat. Premierminister wird der frühere Sozialminister François Fillon. Dessen Ernennung wurde für Donnerstag erwartet. Nummer zwei der Regierung soll Expremier Alain Juppé werden. Als Außenminister ist der Sozialist Bernard Kouchner vorgesehen.