Angriff auf George W. Bush Schuhwerfer angeblich misshandelt

Menschen rund um den Globus kennen seit Sonntag seinen Namen - und seine Schuhe. Jetzt sitzt der Journalist Montassar al Saidi, der auf einer Pressekonferenz seine Schuhe auf US-Präsident George W. Bush geworfen hatte, in Haft - und wurde angeblich sogar misshandelt.

Nach seinem spektakulären Schuhwurf soll der 28-jährige Montassar al Saidi mit einem Pistolenknauf ins Gesicht geschlagen worden sein, außerdem hätten ihm die Sicherheitskräfte den Arm gebrochen. Die offizielle irakische Seite bestreitet, dass der TV-Journalist misshandelt wurde. Doch seine Familie will das aus sicherer Quelle erfahren haben, wie internationale Medien berichten. Der Reporter des irakischen TV-Senders al Bagdadija war am Sonntag festgenommen worden, nachdem er bei einer Pressekonferenz in Bagdad seine Schuhe auf US-Präsident George W. Bush geworfen hatte. Journalisten, die ebenfalls auf der Pressekonferenz waren, berichten laut der Internet-Ausgabe der "New York Times" davon, dass sie al Saidis Schmerzenschreie aus dem Nebenzimmer gehört hätten, nachdem ihn Sicherheitskräfte abgeführt hatten.

Mittlerweile sei Montassar in ein Militärkrankenhaus eingeliefert worden, sagte sein Bruder Maitham al Saidi laut einem Bericht der Online-Ausgabe der "International Herald Tribune". Eine Person habe Kontakt zu der Familie aufgenommen und außerdem mitgeteilt, dass der 28-Jährige Verletzungen im Gesicht und einen Knochenbruch erlitten habe. Auch die Internet-Ausgabe der BBC meldet, dass al Saidi verletzt sei. Ein anderer Bruder, Dargham al Saidi, spricht sogar von inneren Blutungen.

Mehr als 100 Rechtsanwälte aus der ganzen Welt haben sich offenbar bei der Familie gemeldet und angeboten, Montassar al Saidi gratis zu verteidigen, berichtet die "New York Times". Doch davon hat al Saidi bisher nichts: Rechtlicher Beistand sei ihm verwehrt worden, so die BBC unter Berufung auf einen seiner Brüder.

Demonstranten fordern Freilassung

Während die Familie sich um den Inhaftierten sorgt, rollt durch die arabische Welt eine Welle der Solidarität mit dem Schuhwerfer. Von Mauretanien bis Syrien riefen am Dienstag Menschenrechtler, Politiker und Journalisten zur Freilassung von al Saidi auf. In Bagdads Amarija-Viertel demonstrierten Hunderte von Schülern und Lehrern für ihn. Sie riefen: "Dieser mutige Mann hat es nicht verdient, festgenommen und gefoltert zu werden." In der Stadt Bakuba nordöstlich von Bagdad gingen Stammesscheichs, Professoren und Schüler für al Saidi auf die Straße. Auch unter den irakischen Parlamentsabgeordneten fand der TV-Reporter Fürsprecher. Der irakische Journalistenverband nannte die Aktion zwar "seltsam und unprofessionell", bat den Ministerpräsidenten aber um Gnade für al Saidi.

Von offizieller Seite heißt es, al Saidi sei zunächst von der Leibgarde des Ministerpräsidenten Nuri al Maliki festgehalten und später den Streitkräften in Bagdad überstellt worden. Diese wiederum lieferten ihn an die Justiz aus. Einem solchen Schritt folgt in der Regel ein langwieriges Gerichtsverfahren. Ein Sprecher des Innenministeriums deutete an, dass al Saidi wegen Beleidigung eines ausländischen Staatsgastes sowie des neben ihm stehenden irakischen Ministerpräsidenten angeklagt werden könnte. Darauf stehen als Höchststrafe zwei Jahre Haft.

AP · DPA
ukl/DPA/AP

Mehr zum Thema