Sein Gnadengesuch an den irakischen Ministerpräsidenten Nuri al Maliki wird dem Schuhwerfer von Bagdad wohl nicht helfen. Ein Regierungsbeamter sagte am Freitag nach Angaben der Nachrichtenagentur Aswat al Irak, "Al Maliki steht es frei, von seinem Recht, zu klagen, nicht Gebrauch zu machen". Montasser al Saidi, der am vergangenen Sonntag seine Schuhe nach US-Präsident George W. Bush geworfen hatte, müsse aber ohnehin der Prozess gemacht werden. "nach Paragraf 223, der für einen Angriff auf den Präsidenten eines anderen Staates eine Haftstrafe zwischen 5 und 15 Jahren vorsieht". Das Gesetz aus dem Jahr 1969 wurde noch nie angewandt.
Al Saidi hatte nach Angaben der Regierung am Donnerstag einen handschriftlichen Entschuldigungsbrief an al Maliki verfasst, der während der Schuh-Attacke neben Bush gestanden hatte. Darin schrieb der Journalist angeblich, al Maliki, den er 2005 interviewt habe, sei für ihn eine Vaterfigur. Bush, der den Schuhen geschickt ausgewichen war, hatte sich gleich nach dem Angriff gegen eine harte Bestrafung des Angreifers ausgesprochen, der ihn zudem noch auf arabisch beschimpft hatte.
Beim Verhör misshandelt
Nach Angaben eines Ermittlungsrichters ist al Saidi offenbar entgegen bisherigen Beteuerungen bei den Vernehmungen geschlagen worden. Al Saidi weise Prellungen in seinem Gesicht und um die Augen auf, erklärte Richter Dhia al Kinani am Freitag. Während er Bush mit seinen Schuhen bewarf, hatte er in arabischer Sprache gerufen: "Das ist Dein Abschiedskuss, Du Hund! Das ist von den Witwen, den Waisen und all denen, die im Irak getötet wurden!" Der TV-Journalist wurde anschließend von Sicherheitskräften niedergerungen und am Dienstag den irakischen Justizbehörden überstellt. Seither sitzt er in Haft.
Der irakische Anwalt Abdulkader al Kaisi, der zum Verteidigerteam des 28 Jahre alten Journalisten gehört, erklärte, in seinem Geständnis habe der Fernsehjournalist "nationalistische Motive" angeführt. Er habe erklärt, dass er als Journalist mehrfach habe ansehen müssen, wie US-Soldaten Iraker erschossen hätten. Er sei gegen den bewaffneten Kampf und gegen "Gesetzlose".
Al Saidi war laut Bekannten im vergangenen Jahr entführt worden. Die Kidnapper ließen ihn den Angaben zufolge damals drei Tage später nach Zahlung eines Lösegeldes wieder frei.