Zehn Monate nach dem Anschlag auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" ist die französische Hauptstadt erneut von einer Reihe von Terrorattacken erschüttert worden. Die Lage in Paris ist auch Stunden nach den Taten unübersichtlich. Der stern ordnet die Fakten.
Mehrere Schauplätze
Staatsanwalt Francois Molin teilt mit, dass es sechs Terrorattacken an sechs Tatorten gegeben hat:
Musikclub Bataclan: Vier Terroristen stürmen während eines Rock-Konzerts mit 1500 Zuschauern den Saal und schießen um sich.
Stade de France: Ermittler berichten, dass sich Selbstmordattentäter selbst in die Luft gesprengt haben. Es gibt angeblich vier Tote, darunter drei Terroristen.
Rue de Charonne: Nahe der Bar La Belle Èquipe in der Straße im 11. Arrondissement fallen Schüsse, 18 Menschen sterben.
Boulevard Voltaire: Auf der Straße zwischen Platz des Republik und Nation im Osten der Stadt fallen Schüsse. Dort stirbt ein Mensch.
Ecke Rue Alibert/Rue Bichat: Auf der Terrasse des Restaurants "Le Petit Cambodge" fallen ebenfalls Schüsse. Es werden 14 Tote und zahlreiche Verletzte gezählt.
Rue de la Fontaine au Roi: Hier fallen Schüsse am Café Bonne Bière am Anfang der Straße unweit des beliebten Kanal Saint-Martin. Vermutlich sterben hier fünf Menschen.
Zahl der Opfer
Klar ist: Es hat mindestens 120 Todesopfer gegeben, davon ein Großteil im Club Bataclan. Die genauen Zahlen sind allerdings noch unklar. Nach Berichten von "FranceInfo" wurden mindestens 118 Menschen getötet, etwa 90 Opfer gab es demnach im Bataclan, darunter offenbar vier Polizisten, was aber noch nicht offiziell bestätigt wurde. "Le Monde" und der Sender BFMTV melden 112 Tote, 70 davon in dem Konzertsaal. Der stellvertretende Pariser Bürgermeister Patrick Klugman schrieb auf Twitter von 118 Todesopfern. Rund 200 Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt, davon 80 schwer.
Die Terroristen
Wieviele Täter es genau waren, ist ebenfalls noch unklar. Die Polizei teilte mit, dass mindestens acht Terroristen tot sind; vier davon starben während einer Befreiungsaktion für Geiseln im Club Bataclan, drei bei den Detonationen am Stade de France. Bis auf einen töteten sich alle durch Zünden eines Sprengstoffgürtels. Bisher hat sich keine Gruppierungen zur der Anschlagsserie bekannt. Zeugen berichten aber, Täter hätten "Allahu akbar" gerufen, bevor sie das Feuer eröffnet hätten, oder in lauten Rufen die Rolle Frankreichs im Kampf gegen die Extremisten-Miliz IS verurteilt. Das ist bisher nicht bestätigt. Unklar ist ebenfalls, ob alle Täter gefasst sind. Vielmehr sollen weitere Attentäter oder Komplizen auf der Flucht sein.
Situation in Frankreich
Präsident Francois Hollande hat über Frankreich den Ausnahmezustand verhängt und 1500 zusätzliche Soldaten mobilisiert. Die Grenzen des Landes wurden entgegen ersten Meldungen nicht geschlossen, aber Grenzkontrollen wieder eingeführt. Laut dem Außenministerium sollen die Flughäfen offen bleiben; Flüge und Züge können weiter verkehren. Dagegen werden alle Schulen und Universitäten im Großraum Paris am Samstag geschlossen bleiben; fünf Metro-Linien wurden unterbrochen. Hollande hat seine Teilnahme am G20-Gipfel in der Türkei abgesagt. Der Nachbarstaat Belgien kontrolliert seine Grenzen zu Frankreich sowie den gesamten Straßen-, Bahn- und Flugverkehr.
Situation um das Länderspiel
Bereits am Vormittag hatte es im Mannschaftshotel der deutschen Fußball-Nationalelf eine Bombendrohung gegeben. Das Hotel wurde evakuiert, die Nationalspieler in Bussen in Sicherheit gebracht. Während der ersten Halbzeit des Freundschaftsspiels zwischen der DFB-Auswahl und Frankreich (0:2) wurden Spieler und Zuschauer durch zwei laute Detonationen aufgeschreckt. Dabei handelte es sich offenbar um die beiden Selbstmordattentate in der unmittelbaren Nähe des Stadions. Das Spiel wurde trotz der Anschläge nicht abgebrochen. Nach Schlusspfiff sammelten sich viele Zuschauer auf dem Spielfeld. Die DFB-Elf konnte das Stadion erst nach Stunden verlassen, wann sie aus Frankreich abreisen kann, ist noch unklar.