Nach Anschlag in Brüssel Belgien will EM-Quali-Spiel gegen Schweden nicht fortsetzen

Fußball Belgien
© Geert Vanden Wijngaert / AP
Abgebrochene Fußball-Spiele wie das zwischen Belgien und Schweden müssen schnellstmöglich fortgesetzt werden. So wollen es die Regeln. Trotz EM-Qualifikation könnte es nun eine Ausnahme geben.

Nach dem tödlichen Anschlag auf zwei Schweden in Brüssel legt der belgische Fußball-Verband keinen Wert darauf, das abgebrochene EM-Qualifikationsspiel noch zu beenden. "Wir werden von Schweden nicht fordern, das Spiel aufzugeben. Wir wollen nach den Ereignissen Respekt zeigen", sagte Geschäftsführer Manu Leroy vom belgischen Verband der Zeitung "Le Soir". Er halte es für die fairste Lösung, wenn das Spiel 1:1 gewertet würde, also mit dem Spielstand zum Zeitpunkt des Abbruchs in der Halbzeit. 

"Ich werde den schwedischen Verband, den österreichischen Verband und die UEFA kontaktieren, um diese Richtung voranzutreiben", so Leroy. Man werde am Topgesetzten-Status in Gruppe F nicht festhalten. "Irgendwann müssen Ethik und Moral die Oberhand gewinnen." Die Europäische Fußball-Union hat noch keine Entscheidung zur Spielwertung getroffen.

Schweden nach Anschlag in Brüssel unter Schock

Belgien und Österreich weisen ein Spiel vor Ende der Qualifikation jeweils 16 Punkte auf, bei einem Unentschieden käme für die Roten Teufel ein weiterer Zähler hinzu. Beide Teams sind für die EM in Deutschland bereits qualifiziert. Abgebrochene Spiele müssen laut Reglement gewöhnlich am gleichen Ort schnellstmöglich fortgesetzt werden. Die schwedische Mannschaft ist nach den Vorfällen aber bereits in der Nacht abgereist.

Dort zeigen sich Bestürzung, Trauer und Fassungslosigkeit. Der schwedische Fußball steht unter Schock. "Alle spüren ein unglaubliches Gefühl, weil zwei Fans nicht nach Hause kommen werden. Es ist schrecklich", beschrieb Håkan Sjöstrand als Generalsekretär des schwedischen Fußball-Verbandes die gedrückte Stimmungslage am Dienstag. Die letzten der rund 400 mitgereisten Fans mussten bis 4.00 Uhr in der Nacht in den Katakomben des König-Baudouin-Stadions ausharren.

Hotels in Brüssel unter Polizeischutz

Die Hotels, in denen die rund 400 schwedischen Fans einquartiert waren, standen in der Nacht unter Polizeischutz. "Die Zusammenarbeit zwischen Fans, Verbänden und Behörden hat in einer extrem angespannten Situation sehr gut funktioniert. Insgesamt haben rund 400 Schweden im Laufe des Abends und der Nacht Hilfe erhalten", sagte der schwedische Sicherheitschef Martin Fredman am Rande des Spiels. Auch der Verband lobte das Verhalten der Anhänger.

Den Fans wurde nahegelegt, keine schwedischen Flaggen in der Öffentlichkeit zu zeigen. Gleichzeitig erhielten sie das Angebot, bei ihrer Rückreise zum Flughafen eskortiert zu werden. "Alles ist so surreal, jenseits aller Realität. Alle wollen einfach so schnell wie möglich von hier weg, sagte Andreas Richt von der schwedischen Fan-Organisation Gula Väggen der Zeitung "Aftonbladet".

Fußball-Team abgereist

"In was für einer Welt leben wir?", fragte der bestürzte schwedische Nationaltrainer Janne Andersson. "Menschen werden heute in Schweden auf eine Weise erschossen, die unwirklich ist. Auch schwedische Anhänger, die Schweden im Ausland unterstützen, sind offenbar zur Zielscheibe geworden. Das macht mich traurig."

Die schwedische Nationalmannschaft hatte noch in der Nacht per Charterflieger die belgische Hauptstadt verlassen. Für viele schwedische Fans dauerte der Alptraum dagegen noch länger an. Lange mussten sie aus Sicherheitsgründen im Stadion ausharren, ehe auch sie mit der Polizei zu ihren Hotels eskortiert worden.

Der Tatort lag nur rund fünf Kilometer vom früheren Heysel-Stadion entfernt. Angepfiffen wurde das Spiel am Montagabend trotzdem, weil den Behörden die Arena als sicherer Ort erschien. Die schwedische Mannschaft erfuhr in der Halbzeitpause von den Vorfällen. "In der Pause sollte ich mich gut mit den Spielern unterhalten, aber als ich das hörte, fing ich fast an zu weinen. Wir waren uns hundertprozentig einig, dass wir aus Respekt vor den Opfern und ihren Familien nicht weitermachen wollten", sagte Andersson, der zu später Stunde zusammen mit dem Team auch zu den mitgereisten Fans sprach.

EM-Qualifikation für Belgien

Zur schwedischen Mannschaft gehörten auch die Bundesligaprofis Emil Forsberg (RB Leipzig), Mattias Svanberg (VfL Wolfsburg) und Hugo Larsson (Eintracht Frankfurt). Schwedens Kapitän Victor Lindelöf begründete den Spielabbruch auch damit, dass Belgien bereits für die EM qualifiziert sei und sein Team darauf keine Chance mehr habe. "Daher sehe ich keinen Grund, zu spielen. Wir wollten hier sofort Kontakt zu Familie und Freunden aufnehmen, um zu sehen, ob es ihnen gut geht", sagte der Abwehrspieler von Manchester United.

Was mit dem Spiel passiert, ist unklar. Abgebrochene Spiele müssen laut Reglement gewöhnlich am gleichen Ort schnellstmöglich fortgesetzt werden. Der belgische Verband legt darauf jedoch keinen Wert. Man werde den schwedischen Verband, den österreichischen Verband und die Europäische Fußball-Union kontaktieren. Belgien und Österreich weisen ein Spiel vor Ende der Qualifikation jeweils 16 Punkte auf, bei einem Unentschieden käme für die Roten Teufel ein weiterer Zähler hinzu. Beide Teams sind für die EM in Deutschland bereits qualifiziert. "Irgendwann müssen Ethik und Moral die Oberhand gewinnen", so Leroy.

DPA
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