Der Autobombenanschlag mit mehreren Toten vor dänischen Botschaft in Islamabad ist offenbar ein neuer islamistischer Racheakt für die Mohammed-Karikaturen. Aus Geheimdienstkreisen in der pakistanischen Hauptstadt hieß es, man habe entsprechende Hinweise. In Kopenhagen meinte Außenminister Per Stig Møller vorsichtig, man wisse eigentlich ja noch nichts. Aber der dänische Geheimdienst PET hatte vor einem Monat Alarm geschlagen - wegen einer "verschärften Gefahrenlage" mit Blick auf gewalttätige Proteste gegen die zwölf Zeichnungen des Propheten, die im September 2005 von "Jyllands- Posten" erstmals veröffentlicht worden waren.
Die Bombe vor der Botschaft in Islamabad war so gewaltig, dass sie einen mehr als zwei Meter breiten und einen Meter tiefen Krater in den Asphalt sprengte. Nach pakistanischen Regierungsangaben starben mindestens sechs Pakistaner, Rettungskräfte sprachen von acht Toten. Ein einheimischer Botschaftsmitarbeiter war unter den Opfern. Das Gebäude der diplomatischen Vertretung im Herzen von Islamabad wurde schwer beschädigt.
Die Karikaturen des Propheten Mohammed hatten in Pakistan wie auch im benachbarten Afghanistan für massive Unruhe gesorgt. Nach ihrer ersten Veröffentlichung kam es zu Massendemonstrationen und schweren Ausschreitungen mit mehreren Toten. Damals wurde die dänische Botschaft - die anders als die meisten anderen diplomatischen Vertretungen nicht in dem abgeriegelten Diplomatenviertel, sondern in einem Wohngebiet liegt - aus Angst vor Übergriffen vorübergehend geschlossen.
"Tod für die dänische Regierung"
Als eine Karikatur, die Mohammed als finsteren Terroristen zeigt, Anfang dieses Jahres erneut veröffentlicht wurde, gingen in Pakistan wieder Demonstranten auf die Straße. Vorausgegangen war die Aufdeckung von Mordplänen gegen den Zeichner Kurt Westergaard. "Tod für die dänische Regierung", riefen aufgebrachte Muslime - in Pakistan steht auf Blasphemie die Todesstrafe. Islamisten nutzten den Vorfall, um Hass zu schüren. Einer der Anführer der fundamentalistischen Gruppe Jamaat Islami, Mohammed Hussain Mujtaba, rief die Massen dazu auf, ihr Leben für die "Ehre" des Propheten zu opfern. Der jüngste Anschlag auf eine ausländische Botschaft mitten im Zentrum der pakistanischen Hauptstadt zeigt, dass die Regierung alles andere als Herr der Lage ist.
In Kopenhagen ergriff sofort die rechtspopulistische DVP am lautesten das Wort. Die Partei diktiert nach Gutdünken seit 2001 als Mehrheitsbeschafferin für die Regierung von Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen Dänemarks extrem scharfe Ausländerpolitik und einen harten, kalten Ton im Umgang mit zugewanderten Muslimen. "Der islamische Terror hat uns getroffen", erklärte Parteisprecher Søren Espersen und mochte sich nicht mehr lange mit Unterschieden zwischen Islam und Islamismus aufhalten. Außenminister Møller sah es ein bisschen anders: "Die muslimischen Zuwanderer bei uns haben mit solchen Aktionen doch nichts zu tun." Aber seine Regierung arbeitet weiter mit den Populisten zusammen.