Oberbefehlshaber Thomas Fargo will damit Nordkorea davon abhalten, im Fall eines US-Angriffs gegen Irak "Abenteuer" zu unternehmen, hieß es am Freitag in Washington. Fargo hat auch Langstreckenbomber angefordert. Allerdings hat Verteidigungsminister Donald Rumsfeld über die Anfrage noch nicht entschieden. Aus US-Regierungskreisen war zuvor verlautet, auf Bildern von US-Spionagesatelliten sei zu sehen, dass Nordkorea in der Nähe der Wiederaufbereitungsanlage Yongbyon Brennstäbe transportiert. Nach Ansicht von Geheimdienstexperten könnte die Bewegung der Brennstäbe darauf hinweisen, dass Nordkorea die Herstellung einer Atombombe plant.
"Der Admiral
(Fargo) will sicherstellen, dass Norkorea kein Abenteuer unternimmt, um sich einen Vorteil davon zu verschaffen, was es für die Hauptbeschäftigung der USA mit Irak halten könnte", hieß es in den Kreisen. Fargo hat auch Langstreckenbomber der Typen B- und B-52 angefordert. Bei der Zahl der angeforderten Soldaten soll es sich um mehrere tausend Mann handeln. Die USA haben derzeit rund 37.000 Soldaten in Südkorea stationiert. Die Anfrage sei bereits vor einigen Wochen eingegangen. US-Präsident George W. Bush will den Atomstreit mit Nordkorea jedoch friedlich beilegen und vorsichtig vorgehen.
In den vergangenen
Monaten hatte sich das Verhältnis zwischen den USA und dem kommunistischen Nordkorea stark verschlechtert. Nordkorea hatte nach US-Angaben im Oktober eingestanden, entgegen einem Abkommen von 1994 sein Atomprogramm fortgesetzt zu haben. Die USA hatten daraufhin ihre Heizöllieferungen an das auf internationale Hilfe angewiesenen Land eingestellt. Nordkorea war anschließend aus dem Atomwaffensperrvertrag ausgetreten. Im vergangenen Jahr hatte Bush Nordkorea zusammen mit Irak und Iran als "Achse des Bösen" bezeichnet, die nach Massenvernichtungswaffen strebt.
Aus Kreisen der US-Regierung war am Freitag verlautet, auf Bildern von US-Spionagesatelliten seien Lastwagen zu sehen, die Brennstäbe aus Lagern in die Nähe der nordkoreanischen Wiederaufbereitungsanlage Yongbyon transportierten. Ob es sich dabei auch um verbrauchte Brennstäbe handele, sei unklar. Bei der Wiederaufbereitung verbrauchter Brennstäbe lässt sich Plutonium isolieren, dass für die Herstellung von Waffen benutzt werden kann. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte am Freitag erklärt, Nordkorea könne innerhalb von sechs Monaten waffentaugliches Plutonium herstellen, sollte das Land die Wiederaufbereitungsanlage wieder in Betrieb nehmen.
Der Sprecher
im US-Präsidialamt, Ari Fleischer, hatte Nordkorea davor gewarnt, die Anlage wieder hoch zu fahren. "Jeder Schritt in Richtung einer Wiederaufarbeitung würde eine weitere provokative Handlung sein, mit dem Nordkorea die internationale Gemeinschaft einschüchtern und erpressen will", sagte er. Nordkorea fordert direkte Verhandlungen mit den USA, was die US-Regierung jedoch ablehnt. US-Außenminister Colin Powell sagte am Freitag vor dem World Affairs Council in Washington, die USA seien bereit, eine "andere Art der Beziehung" mit Nordkorea aufzubauen. Es sei jedoch nicht leicht, einem Staat zu helfen der derartig ablehnend auf die Besorgnis der internationalen Gemeinschaft reagiere, fügte Powell hinzu.