Denn angereichertes Uran kann zivil, aber auch zum Bau von Atombomben genutzt werden. Ausschlaggebend ist der Grad der Anreicherung. Bislang war der Iran lediglich im Besitz von schwach angereichertem Uran mit einem Grad von 3,5 Prozent, das als Brennstoff in Atomkraftwerken verwendet werden kann. Am Dienstag startete Teheran nun die Produktion von auf 20 Prozent angereichertem Uran, nach eigene Angaben zu medizinischen Zwecken für einen Forschungsreaktor. Für den Bau einer Atombombe ist ein Anreicherungsgrad von mehr als 90 Prozent erforderlich.
Genaugenommen betrifft die Anreicherung das spaltbare und damit für die Kernenergie verwertbare Isotop Uran-235 - allerdings besteht in der Natur vorkommendes Uran nur zu 0,7 Prozent aus diesem Isotop. Der Rest ist das nicht spaltbare Uran-238. Um den Gehalt an Uran-235 zu erhöhen, gibt es verschiedene Verfahren. Der Iran reichert Uran in Zentrifugen an, in denen das vorher gasförmig gemachte Element in Überschallgeschwindigkeit in Rotation versetzt wird. Dabei werden die schwereren Uranisotope 238 nach außen gedrückt, die leichteren (Uran-235) sammeln sich im Zentrum der Zentrifuge. Das gasförmige Uran im Zentrum wird durch weitere Zentrifugen geleitet und so Stück für Stück immer stärker angereichert.
Derzeit sind zwei Anlagen zur Urananreicherung im Iran bekannt. Die wichtigste Stätte liegt in Natans, rund 200 Kilometer südlich von Teheran. In dem von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) kontrollierten unterirdischen Werk sind derzeit etwa 8000 Zentrifugen installiert, 4600 davon sind in Betrieb. Das Gelände soll für 50.000 Zentrifugen ausgerichtet sein.
Vergangenen September räumte der Iran die Existenz einer weiteren Fabrik zur Urananreicherung in Ghom ein. In der etwa hundert Kilometer südlich der Hauptstadt Teheran in den Bergen gelegenen Anlage sollen nach iranischen Angaben einmal 3000 Gaszentrifugen zur Urananreicherung stehen. Laut dem US-Institut für Wissenschaft und Internationale Sicherheit (ISIS) reicht schon eine Anlage mit 1500 Zentrifugen aus, um binnen eines Jahres mehr Uran anzureichern, als für eine Atombombe nötig wäre.