Sicherheitskräfte waren zuvor gewaltsam gegen Oppositionelle vorgegangen. Die Demonstranten hatten trotz des Versammlungsverbotes in mehreren Städten gegen den Ausnahmezustand protestiert. Mindestens 100 Demonstranten wurden nach Augenzeugenberichten festgenommen. Der von Militärmachthaber Musharraf entlassene Oberste Richter Iftikhar Chaudhry rief seine Landsleute zum Widerstand gegen die "Diktatur" auf.
Bhutto warnte in einem Interview der "Bild"-Zeitung vor dem Einfluss extremistischer Kräfte auf Staat und Armee. "Pakistan nähert sich in großen Schritten einer gewaltigen Katastrophe", sagte sie. "Nur Gott weiß, was passieren würde, bekämen Extremisten volle Kontrolle über die Atommacht Pakistan." Den Sicherheitskräften sei es bis heute nicht gelungen, "jene engen Netzwerke zu zerschlagen, die täglich Terror schüren, finanzieren und ausführen", erklärte die ehemalige Ministerpräsidentin weiter. Pakistan sei "auf dem Weg in den Dschihad, die Anarchie".
Unterdessen floh Oppositionspolitiker Imran Khan nach Angaben seiner früheren Ehefrau aus dem Hausarrest in Lahore. Der Chef der "Bewegung für Gerechtigkeit" halte sich aus Angst vor Repressalien derzeit in einem Versteck auf, teilte seine Ex-Frau Jemima Khan in London mit. "Sie wenden bloße Gewalt gegen Anwälte, Menschenrechtsorganisationen und politische Aktivisten an, und alle echten Oppositionsführer sind im Gefängnis", schrieb Imran Khan in einer E-Mail. Er verstecke sich derzeit zusammen mit dem Großteil seiner Partei und "mit Tausenden anderen". Seit Samstag haben die Sicherheitskräfte nach Schätzungen 3500 Menschen festgenommen.
Der entlassene Oberste Richter Chaudhry erklärte in einer Telefonbotschaft an seine Landsleute, die Zeit sei gekommen, sich gegen die "Diktatur" zu erheben. Nach Verhängung des Ausnahmezustands waren der Musharraf-Kritiker und sieben weitere Verfassungsrichter ihrer Ämter enthoben und unter Hausarrest gestellt worden.
DPA