Achtzigtausend Menschen könnten dabei sein, wenn der ehemalige US-Präsident Barack Obama am Donnerstag zum dritten Mal in Berlin spricht. Anderthalb Stunden werden Merkel und der frühere US-Präsident diskutieren, flankiert von Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au und dem EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm. Obama wird von seinem Kirchentagssessel auf der eigens errichteten Bühne diesmal die Siegessäule im Blick haben – und wieder werden es Massen sein, die den Ex-Präsidenten noch einmal sehen wollen. Die wenigen Sitzplätze waren jedenfalls binnen zwei Minuten vergriffen, nachdem die Reservierung im Internet freigeschaltet wurde.
Der ehemalige US–Präsident schaffte ja etwas, das keiner seiner Amtsvorgänger geschafft hatte – er wurde von den Berlinern bereits geliebt, bevor er überhaupt ins Amt gewählt worden war. Gut 200.000 Menschen säumten seinen ersten Auftritt im Jahr 2008 vor der Siegessäule.
Damals hatte Angela Merkel dem Präsidentschaftskandidaten der US-Demokraten einen Auslandswahlkampfauftritt vor noch imposanterer Kulisse verweigert. Ihre gegenseitige Zuneigung wuchs erst mit den Jahren – und ist derzeit sicher auf einem Höhepunkt. Was vor allem an Obamas Nachfolger Donald Trump liegt. Merkel weiß, was sie verloren hat.
Hat die Nach-Trump-Ära bereits begonnen?
Donald Trump spricht am gleichen Donnerstag vor der Nato in Brüssel – und er kommt als angeschlagener Mann. Auch wenn die Tragödie von Manchester derzeit die europäischen Schlagzeilen bestimmt, und auch wenn die NATO gespannt auf das blickt, was der US-Präsident, der im Wahlkampf die Allianz noch als überflüssig bezeichnet hat, nun zu sagen hat – die Fragen der US-Ermittler an Trump und seine Leute werden täglich drängender.
Und diesmal geht es nicht um Stil-Fragen. Es geht um Landesverrat, es geht um Behinderung der Justiz, es geht um Lügen im Amt und vielleicht Korruption. Das böse W-Wort macht die Runde, "Watergate". Und die Frage ist, ob und wann die Republikanische Partei die Reißleine zieht – ziehen muss oder ziehen will. Und ob die Nach-Trump-Ära nicht schon längst begonnen hat. Während Obama sich an diesem Donnerstag nach seinem Auftritt in Berlin in Baden-Baden den Deutschen Medienpreis abholt, warten die Medien in den USA auf die Landung der Air-Force One –mit neuen Enthüllungen.
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