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Umstrittene Präsidenschaftswahl "Weibliche Revolution" in Belarus: Frauen in Weiß werden zum Symbol der Proteste

Frauen in Weiß in Belarus protestieren gegen die Regierung
Weiße Kleidung und Blumen sind die Symbole, mit denen die Frauen in Belarus gegen die Regierung demonstrieren
© Sergei Gapon / AFP
In Belarus führen die Frauen die Proteste gegen die Dikatur an: In weißer Kleidung und mit Blumen protestieren sie friedlich auf den Straßen. Schon vor der Wahl waren es drei Frauen, die die Opposition repräsentierten.

Die Präsidentschaftswahl in Belarus hat Staatschef Alexander Lukaschenko nach Angaben der Behörden deutlich gewonnen, doch die Macht des 65-Jährigen, der oft als "letzter Diktator Europas" bezeichnet wird, bröckelt seitdem. Die Opposition wirft ihm Wahlbetrug vor und fordert seinen Rücktritt nach 26 Jahren an der Spitze der Regierung. Seit der Wahl kommt es in dem Land zu massiven Protesten der Bevölkerung, die von der Staatsmacht teils gewaltsam niedergeschlagen werden.

Doch auch davon lässt sich das Volk nicht einschüchtern. Unbeeindruckt gehen die Menschen auf die Straßen, viele haben ihre Arbeit niedergelegt. Auch die Frauen spielen eine wichtige Rolle bei den Protesten. Immer mehr von ihnen protestieren friedlich gegen die Diktatur: Sie bilden Menschenketten auf den Straßen, tragen dabei weiße Kleidung und halten Blumen in die Luft. Das zeigt unter anderem ein Video, das die belarussische Journalistin Hanna Liubakova auf Twitter veröffentlicht hat.

Belarus: Friedliche Proteste gegen Machthaber Lukaschenko

"Wir wollen Frieden", würden die Frauen dabei skandieren, schrieb Liubakova in dem Tweet. Solche "Ketten der Solidarität" werden in verschiedenen Städten im ganzen Land gebildet, Zentrum der Proteste bleibt aber die Hauptstadt Minsk. Dort erstreckte sich die Menschenkette über zwei Kilometer, beobachtete ein Fernsehteam des US-amerikanischen Senders CNN. Die Frauen in Weiß werden damit mehr und mehr zum Symbol der Proteste gegen die Regierung in dem osteuropäischen Land.

Die Farbe Weiß soll die Friedfertigkeit der Demonstranten darstellen. In Kombination mit Rot entsteht dabei aber auch ein Symbol von besonderer Sprengkraft: Die Farbkombination der Nationalflagge, die von Lukaschenko nach seiner Machtübernahme abgeschafft wurde. Auch Maria Kolesnikova, die einzige der drei Oppositionsführerinnen, die sich noch im Land befindet, tritt öffentlich in Weiß auf.

Frauen führen die Opposition an

Zusammen mit Veronika Zepkalo und der Spitzenkandidatin Swetlana Tichanowskaja war sie vor den Wahlen zum Gesicht der Opposition geworden. Beobachter sprechen deshalb bereits von einer "weiblichen Revolution". Tichanowskaja ist nach den Wahlen nach Litauen ausgereist, auch Zepkalo ist geflohen. Vor der Abstimmung hatte es in Belarus Diskussionen darüber gegeben, ob Frauen Spitzenpositionen in der Politik besetzen können. 

Swetlana Tichanowskaja hat ihre Landsleute auch für das Wochenende zu landesweiten friedlichen Demonstrationen aufgerufen. Sie forderte die Bürgermeister auf, Protestveranstaltungen in allen Städten des Landes zu organisieren. Seit der international kritisierten Wahl am vergangenen Sonntag sind bei den Protesten in Belarus nach Behördenangaben mindestens 6700 Menschen festgenommen worden; zwei Demonstranten starben, Dutzende wurden verletzt. Die Opposition und das Ausland werfen den Behörden Wahlbetrug vor und kritisieren die Gewalt gegen friedliche Demonstranten.

Quellen: CNN / "Deutsche Welle" / Hanna Liubakova auf Twitter / Franak Viacorka auf Twitter

epp / mit AFP

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