Armenien und Aserbaidschan "Sie lassen uns langsam aushungern" – berichtet eine junge Lehrerin aus dem abgeschnittenen Bergkarabach

Soldaten blockieren Zugang zu Bergkarabach
Seit Mitte Dezember ist die Region Bergkarabach von der Außenwelt abgeschnitten. Aserbaidschanische Truppen blockieren die einzige Straße, die in die Enklave führt
© ITAR-TASS / Imago Images
Aserbaidschan schneidet Armenier in der Region Bergkarabach von Lieferungen mit Essen und Medizin ab. Beobachter warnen vor einem Völkermord. Eine junge Lehrerin berichtet aus der blockierten Enklave.  

Für Brot müssen die Bewohner von Bergkarabach anstehen. Wer hinten in der Reihe ist, bekommt oft keines mehr. Autos in der kleinen Region im Kaukasus stehen still am Straßenrand – es ist kein Benzin mehr da. Genau wie Medizin oder Babynahrung. Seit einem Monat sind die 120.000 überwiegend armenischen Bewohner der Enklave abgeschnitten von lebenswichtigen Lieferungen. 

Seit Jahrzehnten streiten sich zwei Länder um Bergkarabach: Die ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan. Die Region ist etwa so groß wie das Ruhrgebiet und umschlossen von Aserbaidschan. Nur eine Straße verbindet die Enklave mit Armenien, dem Land, zu dem sich die meisten der Bewohner zugehörig fühlen und das sie bisher versorgte. 

Die Straße wird Latschin-Korridor genannt. Schon Mitte Dezember wurde sie von Aserbaidschanern blockiert – sie tarnten sich zunächst als protestierende Umweltaktivisten. Dann errichtete Aserbaidschan einen Kontrollpunkt: humanitäre Hilfe des Internationalen Roten Kreuzes und Versorgungsgüter aus Russland, einem Verbündeten Armeniens, wurden nach Bergkarabach hineingelassen, Krankentransporte heraus. Doch seit einem Monat ist damit Schluss.