Grausame Bilanz 8000 tote Zivilisten, 13 Millionen Flüchtlinge: der Ukraine-Krieg in Zahlen

Die Beerdigung eines ukrainischen Nationalgardisten in Kramatorsk
Die Beerdigung eines ukrainischen Nationalgardisten in Kramatorsk

© Yasuyoshi Chiba / AFP
Am Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine lässt sich der Krieg in nüchternen Zahlen darstellen. Auch wenn diese teilweise auf Schätzungen beruhen, verdeutlichen sie die brutalen Kriegsfolgen.

Seit einem Jahr befindet sich die Ukraine in einem Verteidigungskrieg gegen die russischen Invasoren. Seitdem werden die Nachrichten aus dem geschundenen Land mit dem stetigen Hinweis versehen, dass eine unabhängige Überprüfung von Fakten und Statistiken nicht möglich sei. Internationale Organisationen, Regierungen und Geheimdienste versuchen dennoch, die Kriegsfolgen in Zahlen zu fassen. Eine nüchterne Bilanz, hinter der sich unsägliches menschliches Leid verbirgt. 

Verluste der Streitkräfte

Die Informationen aus den beteiligten Armeen über eigene Verluste sind spärlich und unzuverlässig. Zum Jahrestag der Invasion berichtete die Militärführung in Kiew, es seien 145.850 russische Soldaten getötet worden (Stand Donnerstag). Nach Einschätzung britischer Geheimdienste, die vom Londoner Verteidigungsministerium veröffentlicht wurde, sind auf russischer Seite bis zu 60.000 Soldaten oder Söldner getötet worden. Zahlen zu toten oder verletzten ukrainischen Soldaten vermeldeten die Briten nicht.

Zivile Opfer

Nach Zählung des UN-Kommissariats für Menschenrechte (OHCHR) sind seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 mehr als 8000 Zivilisten in Kämpfen ums Leben gekommen, mehr als 13.000 seien verletzt worden. Mindestens 487 Kinder seien in dem Konflikt gestorben, so die offizielle Erfassung der UN-Organisation. Das OHCHR geht allerdings davon aus, dass die wirkliche Anzahl an Verletzten und Toten in der ukrainischen Zivilbevölkerung wesentlich höher liegt.

Flüchtlinge

Mehr als acht Millionen registrierte Ukraine-Geflüchtete in ganz Europa, mehr als fünf Millionen Menschen, die innerhalb des angegriffenen Landes auf der Flucht sind – das sind die Zahlen, die das UN-Hilfswerk UNHCR nennt. Das Nachbarland Polen sowie Deutschland hätten dabei mit jeweils über einer Million die meisten Menschen aufgenommen.

Kriegsverbrechen

Die ukrainische Regierung wirft Russland mehr als 70.000 Kriegsverbrechen seit Beginn der Invasion vor, darunter Folter und Tötungen, Vergewaltigungen und Angriffe auf die Zivilbevölkerung. Nach Angaben von Staatsanwältin Myroslava Krasnoborovad, die auch Mitglied der europäischen Justizbehörde Eurojust in Den Haag ist, wurde bislang gegen 276 Personen Anklage erhoben, 99 Prozesse seien eröffnet und 26 Urteile gefällt worden.

Hilfsleistungen

Mehr als 14 Milliarden Euro habe allein Deutschland zur Unterstützung der angegriffenen Ukraine zur Verfügung gestellt, teilt die Bundesregierung mit. Finanziert wurden demnach humanitäre Hilfen, direkte Zahlungen in der Ukraine und an Geflüchtete oder Waffenlieferungen. Auch privat haben die Deutschen tief in die Tasche gegriffen: Nach Angaben des Deutschen Spendenrates stiegen die Geldspenden für flüchtende Menschen im vergangenen Jahr um 227 Prozent auf mehr als eine Milliarde Euro – das meiste davon zu Beginn des Krieges in der Ukraine.

Internationale Unterstützung

"Taktgeber" unter den internationalen Unterstützern seien die USA, sagt Christoph Trebesch vom Kieler Institut für Weltwirtschaft. Dort werden in einem "Ukraine Support Tracker" militärische, finanzielle und humanitäre Hilfen für die Ukraine aufgelistet und quantifiziert. Die Amerikaner haben demnach seit Kriegsbeginn gut 73 Milliarden Euro für die Unterstützung der Ukraine vorgesehen. Für die EU betrage der vergleichbare Wert knapp 55 Milliarden Euro. Im Jahresverlauf hätten die Zusagen humanitärer Unterstützung an Gewicht verloren, während der Anteil finanzieller und militärischer Hilfszusagen wuchs.

DPA
tis

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