Manchmal macht man alles mit einer Entschuldigung nur noch schlimmer – das muss jetzt auch der britische Premierminister Boris Johnson schmerzhaft lernen. Er steht wegen einer Gartenparty am Regierungssitz Downing Street Nummer zehn in der Kritik, weil diese ausgerechnet während des ersten Corona-Lockdowns im Mai 2020 stattfand. Es gibt Rücktrittsforderungen und fallende Umfragewerte. Und ja, es gibt den Spott in den sozialen Medien.
Party bei Boris Johnson: Gäste sollten Alkohol selbst mitbringen
Ausgelöst wird die Welle des beißenden Humors, die sich über Johnson ergießt, von der Reaktion des Premiers auf die Vorwürfe gegen ihn: Am Mittwoch hatte Johnson sich im Unterhaus für die Feier entschuldigt, die britische Medien auch flapsig "Bring Your Own Booze Party" nennen, also "Bring-Deinen-Stoff-selbst-mit"-Feier. Johnsons Büroleiter hatte per E-Mail rund 100 Mitarbeiter dazu eingeladen und tatsächlich geschrieben: "Bringt Euren eigenen Alkohol mit."
Blöd nur, dass Johnson sich am Mittwoch im Parlament rauszureden versuchte. Er habe angenommen, es hätte sich um ein Arbeitstreffen gehandelt, sagte er. Dies sei rückblickend falsch gewesen. "Im Nachhinein hätte ich sie wieder ins Haus schicken sollen", sagte der angeschlagene Premier vor den Parlamentariern im Unterhaus, wie es beispielsweise der "Evening Standard" zitiert – um sogleich die lustigsten Tweets zu dem Thema zusammen zu tragen. Es lebe der britische Humor.
Am Tag nach dem Auftritt des Regierungschefs im Unterhaus holen etliche britische Medien genüsslich zahlreiche Kommentare und Memes hervor, die Johnsons – augenscheinlich lahme – Ausrede aufs Korn nehmen. Da sind Fotos zu sehen, die andere Feiern zeigen, die völlig aus dem Ruder gelaufen sind oder trinkfreudige junge Männer mit glasigem Blick. Und darunter stehen Anmerkungen wie "Ich dachte, es ist ein Arbeitstreffen".
Auf dem Twitter-Account "Larry the Cat" heißt es zu #Partygate: 1. Es gab keine Partys. 2. Ich bin empört zu erfahren, dass es Partys gegeben hat. 3. Ich selbst habe eine "Bring-Deinen-eigenen-Alkohol-Party" besucht, zu der ich eingeladen worden war, in dem Glauben, es sei ein Arbeitstreffen. 4. Ich entschuldige mich dafür, dass alle Welt nicht glaubt, dass es ein Arbeitstreffen war".
Kater Larry gibt es wirklich – er wohnt seit vielen Jahren im Regierungssitz in der Downing Street und soll dort Mäuse fangen. Allerdings twittert er nicht.
Ein Cartoon zeigt ein Warnschild mit trinkenden Menschen und der Aufschrift "Männer bei der Arbeit". In einem anderen Tweet heißt es "Ich bin zufällig in eine Party im Garten hinter meinem Haus geraten". Vermutlich hat die Kreativität der Briten noch lange kein Ende und weitere lustige Posts werden folgen. Oder, wie es in einem Tweet heißt: "Lasst die Party starten!"
Quellen: "Evening Standard", "Daily Mail", Twitter
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