Britische Geiseln Iran will Soldatin freilassen

Der Konflikt um die 15 verhafteten britischen Seeleute spitzt sich zu. London bricht die offiziellen Kontakte zu Teheran ab; das britische Militärs will die Unschuld der Soldaten mit Satellitenfotos beweisen. Der Iran kündigte immerhin an, eine weibliche Geisel freizulassen.

Großbritannien hat die Beziehungen zu Teheran am Mittwoch eingefroren. Die offiziellen Kontakte sollen erst wieder aufgenommen werden, wenn die Soldaten frei sind. Premierminister Tony Blair sagte vor dem Unterhaus, die iranische Führung müsse begreifen, dass sie sich in "völliger Isolation" befinde. Als erstes Anzeichen einer Entspannung kündigte Teheran die Freilassung der einzigen festgehaltenen Soldatin an.

Die Marinesoldaten waren am Freitag vergangener Woche verschleppt worden, als sie im Mündungsbereich des Grenzflusses Schatt el Arab ein Handelsschiff kontrollieren wollten. Seither streiten sich London und Teheran, ob sich die Briten in iranischen oder irakischen Hoheitsgewässern aufhielten. Das britische Verteidigungsministerium veröffentlichte am Mittwoch Beweismaterial, wonach die Soldaten mehr als drei Kilometer von der iranischen Grenze entfernt aufgegriffen worden seien.

"Inakzeptabel, falsch und illegal"

Außenministerin Margaret Beckett sprach am Nachmittag im Unterhaus von einer "neuen Phase" der Diplomatie. Die Regierung werde "alle anderen offiziellen bilateralen Geschäfte" einfrieren, bis die Situation geregelt sei. Dazu gehören zum Beispiel der Stopp von staatlichen Hilfen für Handelsprojekte. Außerdem sollen iranische Behörden- und Regierungsvertreter keine Visa für Großbritannien mehr erhalten. Die iranische Nachrichtenagentur ISNA kündigte kurz darauf an, dass die 26-jährige Soldatin Faye Turney bis Donnerstag freigelassen werde.

Premierminister Blair bezeichnete die Festsetzung der 14 Männer und einen Frau als "völlig inakzeptabel, falsch und illegal". Die Marinesoldaten hätten sich eindeutig in irakischen Gewässern aufgehalten, rund 1,7 Seemeilen (etwa 3,1 Kilometer) von der Grenze zum Iran entfernt. Die Briten stützen sich dabei auf Positionsaufzeichnungen, die mit dem Satelliten-Navigationssystems GPS gemacht wurden. Bislang veröffentlichten sie allerdings noch keine Satellitenbilder.

Dürfen Türken die Soldaten besuchen?

Vizeadmiral Charles Style sagte, die Soldaten seien "in einen Hinterhalt gelockt worden". Anfangs hätten die Iraner die britischen Positionsangaben auch noch bestätigt. Erst später hätten sie den Zwischenfall ohne nähere Erläuterungen an eine Stelle zwei Seemeilen weiter östlich verlegt. Bislang hat es Teheran abgelehnt, britischen Diplomaten Zugang zu den Festgehaltenen zu gewähren. Auch ihr Aufenthaltsort ist nicht bekannt.

Am Mittwoch schaltete sich auch die Türkei in die Krise ein. Türkische Diplomaten könnten die Briten möglicherweise besuchen, sagte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan nach einem Gespräch mit dem iranischen Außenminister Manuchehr Mottaki am Rande des Gipfeltreffens der Arabischen Liga in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad.

DPA · Reuters
DPA/Reuters