Nach seinem überraschenden Besuch im Irak ist US-Präsident George W. Bush nach Afghanistan weitergereist. Bei einem Treffen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai in Kabul betonte er die Fortschritte des Landes seit dem US-geführten Einmarsch vor sieben Jahren. Zugleich sagte Bush, dem Land stünden noch "schwere Tage" bevor. "Aber die Bedingungen in Afghanistan sind viel besser, als sie es 2001 waren." Damals hätten "amerikanische Truppen mit Stolz das afghanische Volk befreit". Die Taliban versuchten nun, zurück an die Macht zu kehren. "Sie können den Gedanken einer freien Gesellschaft nicht ertragen." Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschlechtert.
Die Taliban "sind tödlich, und sie sind hart, da gibt es keine Frage", sagte Bush. Die USA würden Afghanistan aber zum Erfolg verhelfen, "egal, wie lange es dauert". Daran hätten die USA ein strategisches und moralisches Interesse. Karsai dankte Bush für die Unterstützung der USA. Bush hatte Afghanistan zuvor nur einmal im März 2006 besucht. Er hatte den US-geführten Einmarsch nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 angeordnet, als das Taliban-Regime sich weigerte, Al-Kaida-Chef Osama bin Laden auszuliefern.
"Es gab eine Gruppe Mörder, die sich hier versteckte, hier trainierte und hier plante, Bürger meines Landes umzubringen", sagte Bush. "Unmittelbar nach den Angriffen (vom 11. September) machte ich deutlich, dass wir diese Menschen zur Rechenschaft ziehen würden." Vor seinem Treffen mit Karsai hatte Bush Soldaten auf der US-Basis Bagram nördlich von Kabul besucht.
Karsai erklärte, Afghanistan wolle nicht für immer von internationaler Hilfe abhängig sein, brauche aber noch für einige Zeit Unterstützung aus dem Ausland. Die USA haben derzeit rund 31.000 Soldaten in Afghanistan stationiert. Kommandeure haben eine Verstärkung um mindestens weitere 20.000 Soldaten gefordert. Der künftige US-Präsident Barack Obama hat sich ebenfalls für eine Truppenverstärkung in Afghanistan ausgesprochen.
Bush: Irakkrieg hart, aber notwendig
Bush hatte zuvor auch noch einmal den Irak besucht. Der Krieg im Irak sei hart gewesen, aber notwendig, um die USA zu schützen und den Irakern Hoffnung auf eine friedliche Zukunft zu geben, hatte er am Sonntag in Bagdad gesagt. Auch fast sechs Jahre nach seinem Beginn sei der Krieg noch nicht vorbei.
Gemeinsam mit Ministerpräsident Nuri Al-Maliki unterzeichnete Bush ein Sicherheitsabkommen, das am 1. Januar in Kraft tritt. Es sieht einen Abzug der US-Kampfeinheiten bis Juni aus den irakischen Städte und binnen drei Jahren aus dem gesamten Land vor. Das Abkommen sei eine solide Basis für die künftigen Entwicklungen im Irak, erklärte Bush. Al-Maliki betonte, sein Land mache in jeder Hinsicht Fortschritte. Obama will innerhalb von 16 Monaten alle US-Truppen aus dem Irak nach Hause holen. Derzeit sind fast 150.000 amerikanische Soldaten im Irak stationiert, mehr als 4.200 wurden dort seit Kriegsbeginn getötet. Der Krieg hat die amerikanischen Steuerzahler bislang 576 Milliarden Dollar gekostet und wie kein anderes Thema Bushs Amtszeit beherrscht.