China Früherer Parteichef Zhao Ziyang ist tot

Der ehemalige chinesische Parteichef Zhao Ziyang ist am Montag gestorben. Das Symbol der chinesischen Reformbewegung hatte sich 1989 gegen eine militärische Niederschlagung der Studentenproteste eingesetzt.

Zhao Ziyang verstarb im Alter von 85 Jahren in Peking, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Der Politiker hatte in den 80er Jahren tief greifende Wirtschaftsreformen auf den Weg gebracht. Von 1987 bis 1989 war er Vorsitzender der Kommunistischen Partei Chinas. Wegen seines Widerstandes gegen die militärische Niederschlagung der Demokratiebewegung wurde er 1989 gestürzt. Seitdem stand Zhao Ziyang unter Hausarrest.

Er war das Symbol der chinesischen Reformbewegung. Chinesische Dissidenten würdigten den Verstorbenen. "Zhao stand für die Mitglieder der chinesischen kommunistischen Partei mit einem Gewissen", sagte der frühere Studentenführer Wang Dan.

Acht Jahre nach dem Massaker und kurz vor dem 15. Parteitag der Kommunistischen Partei 1997 forderte Zhao Ziyang eine Neubewertung der Demokratiebewegung. "Obwohl so viel Zeit bereits vergangen ist, wird das Volk es nicht vergessen." 2003 löste der Aufstieg seines Schützlings und früheren Stabschefs Wen Jiabao neue Spekulationen über eine Rehabilierung aus. Doch machte der neue Regierungschef sofort deutlich, dass es auch mit ihm keine Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der chinesischen Geschichte geben werde.

Reue auf dem Platz des Himmlischen Friedens

Zuletzt war Zhao Ziyang vor mehr als 15 Jahren in der Öffentlichkeit gesehen worden. In der Nacht zum 19. Mai 1989 kam der damalige Parteichef zu den protestierenden Studenten auf den Platz des Himmlischen Friedens in Peking, um sie zur Aufgabe ihres Hungerstreiks zu bewegen. Sichtlich bewegt und unter Tränen sagte der damalige Parteichef: "Studenten, wir sind zu spät gekommen ... Es ist nur euer Recht, dass ihr uns kritisiert."

Die Worte deuteten bereits seine Niederlage im Machtkampf gegen die Konservativen in der chinesischen Führung an. Die Truppen waren schon mobilisiert. Zhao Ziyang stützte sich zwar auf "die Herzen des Volkes", wie er es in einer Krisensitzung selbst formuliert hatte, doch sahen Deng Xiaoping und die anderen alten Parteiführer das Militär hinter sich.

Gegen Zhao Ziyangs Widerstand wurde die Verhängung des Ausnahmezustandes über Peking beschlossen. Nur einen Tag nach seinem historischen Auftritt bei den Studenten wurde der Parteichef entmachtet. Zwei Wochen später walzte die Volksbefreiungsarmee die Proteste blutig nieder. Einige hundert Menschen kamen ums Leben. Tausende wurden im ganzen Land inhaftiert.

Er wurde zum Hoffnungsträger

Seitdem lebte Zhao Ziyang praktisch unter Hausarrest in Peking. Die Partei fällte ihr Urteil über ihn. Er habe schwere "Fehler begangen, die Partei gespalten" und "die Unruhen unterstützt". Damit war eine Rückkehr in die Politik ausgeschlossen, doch wurde immer wieder über ihn spekuliert. Ob zu Recht oder nicht, Zhao Ziyang wurde zum Hoffnungsträger für einen anderen politischen Weg, in dem die rasanten wirtschaftlichen Veränderungen in China auch von politischen Reformen begleitet werden.

Trotz Hausarrests durfte der Ex-Parteichef gelegentlich reisen, brauchte dafür aber eine Genehmigung. Auch wurde Zhao Ziyang sogar beim Golfspielen gesehen. Auf den letzten Fotos, die Freunde zeigten, waren seine Haare völlig weiß. Doch schien er sich lange guter Gesundheit zu erfreuen, bis jüngst Berichte über eine schwere Erkältung oder Lungenentzündung des alten Mannes die Runde machten.

Über sein Umfeld konnte sich Zhao Ziyang nur noch gelegentlich zu Wort melden. Er bat demnach im Februar 1997, an den Trauerfeiern nach dem Tod von Deng Xiaoping teilnehmen zu können. Auch wollte er im Juli 1997 bei der Rückgabe der britischen Kronkolonie Hongkong dabei sein, die er einst mit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher besiegelt hatte. Doch wurden seine Wünsche zurückgewiesen.

AP · Reuters
Andreas Landwehr/dpa/AP/Reuters