Obwohl die Zahl der Corona-Infektionen in China im Vergleich zu anderen Ländern verschwindend gering ist, gehen die Behörden rigoros gegen neue Ausbrüche vor. Das bekommen die Einwohner von Xi'an gerade besonders zu spüren: Mehrere Tage nachdem in der nordchinesischen Millionenmetropole wegen eines Corona-Ausbruchs ein Lockdown verhängt wurde, hat die Stadtverwaltung ihre Restriktionen dort noch weiter verschärft. Für Xi'an gelten nun die "strengsten sozialen Kontrollmaßnahmen", wie die Behörden am Montag über Onlinemedien mitteilten.
Demnach dürfen Privatfahrzeuge nur noch in der Stadt unterwegs sein, wenn ihre Fahrer direkt an der Eindämmung des Corona-Ausbruchs beteiligt sind. Die Einhaltung dieser Regel werde mit Fahrzeugkontrollen streng überwacht, hieß es. Verstöße würden mit bis zu zehn Tagen Haft und einer Geldstrafe von 500 Yuan (69 Euro) geahndet.
Meetingräume zu Schlafsälen
Betroffen sind auch deutsche Firmen, wie das "Handelsblatt" berichtet. Demnach hat das Bosch-Joint Venture UAES in seinem Werk für Fahrzeugkomponenten Feldbetten aufgestellt, auf denen die Mitarbeiter übernachten. "Wir haben unsere Meetingräume in Schlafsäle verwandelt", berichtet Werkleiter Aytekin Bozkan dem "Handelsblatt". "Die meisten Führungskräfte schlafen im Werk". Mitarbeiter der Produktionslinien würden in nahegelegenen Hotels wohnen, die mit dem Werk in einer "Quarantäneblase" lägen. Wer nach Hause gehe, könne nicht wieder zurück zur Arbeit.
Zudem riefen die Behörden Wanderarbeiter in Xi'an eindringlich auf, für das bevorstehende chinesische Neujahrsfest nicht in ihre Heimatorte zu reisen. Am Montag meldeten zwei Städte in der Provinz Shaanxi jeweils eine Corona-Ansteckung, die mit den Infektionen in Xi'an im Zusammenhang stehe.
Xi'an führt Corona-Massentests durch
In der 13-Millionen-Einwohner-Stadt – Heimat der weltberühmten Terrakotta-Armee – war diesen Monat der schwerste Corona-Ausbruch in China seit 21 Monaten festgestellt worden. Am Montag stieg die Zahl der mit Sars-Cov-2 Infizierten in Xi'an nach Behördenangaben um 150 auf rund 650 Fälle seit dem 9. Dezember.
Mitte vergangener Woche war in Xi'an ein Lockdown in Kraft getreten. Alle nicht wesentlichen Geschäfte und Betriebe sowie die Schulen wurden geschlossen, pro Haushalt darf nur ein Mensch alle drei Tage das Haus verlassen, um das Lebensnotwendige einzukaufen. Zudem starteten die Behörden in Xi'an mehrere Massentests der Bevölkerung. Fast 30.000 Menschen wurden in Quarantäne-Hotels untergebracht. Die Bewegung innerhalb der Stadt und aus Xi'an hinaus wurde massiv eingeschränkt.
Derzeit kämpft China gegen Infektionsherde in mehreren Städten, darunter wichtige Industriemetropolen im Osten und Süden der Volksrepublik. Die Behörden wollen das Virus unbedingt eindämmen, bevor im Februar die Olympischen Winterspiele in Peking starten.
Coronavirus 2019 in China erstmals nachgewiesen
Das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 war Ende 2019 zuerst in der zentralchinesischen Stadt Wuhan nachgewiesen worden. In der Folge dämmte China die Pandemie mit strikten Maßnahmen wie der Abriegelung ganzer Millionenstädte und Massentests weitgehend ein. Nach offiziellen Angaben gab es in der Volksrepublik seit mehr als einem Jahr nur zwei Coronatote. Seit Pandemie-Beginn wurden demnach insgesamt rund 100.000 Infektionen und 4636 Coronatote in China registriert.
In Xi'an waren kürzlich auch mehrere Fälle von Ebola-Fieber festgestellt worden. Die Behörden erklärten jedoch, diese potenziell tödliche Krankheit trete im Norden Chinas häufig auf. Sie sei durch eine Impfung leicht vermeidbar.