Dalai Lama kündigt politischen Rückzug an "Ich werde mich meiner Verantwortung nicht entziehen"

Der Dalai Lama gibt politische Verantwortung ab. Er will als Führer der tibetischen Exilregierung formell zurücktreten. Er habe wiederholt erklärt, seine Befugnisse an eine von den Tibetern frei gewählte Regierung übertragen zu wollen. Jetzt sei die Zeit dafür gekommen, dies umzusetzen.

Der Dalai Lama hat seinen Rückzug von seiner Funktion als Chef der tibetischen Exilregierung angekündigt. Er wolle das Amt einem "frei gewählten" Führer übergeben, sagte das Oberhaupt der Tibeter am Donnerstag im indischen Dharamsala, dem Sitz der Exilregierung. Kommende Woche wolle er das Exilparlament in einer Sitzung darum bitten, ihm einen Rücktritt zu ermöglichen. "Mein Wunsch, die politische Führung zu übergeben, bedeutet nicht, dass ich mich meiner Verantwortung entziehen möchte", sagte der Dalai Lama. "Es geht um das langfristige Wohl der Tibeter. Ich fühle mich keineswegs entmutigt."

Wie weit sich die überragende Rolle des Dalai Lama in der exiltibetischen Bewegung dadurch ändert, ist schwer abzuschätzen. Offensichtlich will der 76-Jährige mit dem Schritt die politischen Kompetenzen vor seinem Tod klarer regeln. Der Dalai Lama kann beispielsweise bisher das Parlament in Notfällen zu Sondersitzungen einberufen. Auch ernennt er direkt ein Mitglied des zwölfköpfigen Ständigen Ausschusses, der zwischen den Sitzungen tagt. Außerdem nominiert er bis zu drei Parlamentarier.

Der 75 Jahre alte Friedensnobelpreiseträger sagte, er habe schon in den 1960er Jahren stets betont, dass die Tibeter einen vom Volk frei gewählten Führer benötigten, dem er seine Macht übergeben könne. "Heute ist eindeutig die Zeit gekommen, dies umzusetzen." Er werde sich aber weiterhin für die Sache der Tibeter einsetzen. Bereits im November hatte der Sprecher des Dalai Lama angekündigt, das Thema solle bei einer Sitzung des Exil-Parlaments im März angesprochen werden. Seine Rolle als geistliches Oberhaupt der Tibeter werde er aber behalten.

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