Wo sonst die neuesten Autos, Medikamente oder Bücher vorgestellt werden, stehen jetzt Zehntausende Schlange, um ihre Bewerbungsunterlagen abzugeben. In diesem Sommer werden 5,5 Millionen Chinesen die Hochschule abschließen, das sind mehr als die Einwohner von Berlin und Hamburg zusammen. Sarkastisch sagt man in China: "Biye jiushi shiye", das heißt übersetzt: "Absolviert heißt arbeitslos." Das liegt auch daran, dass die Universitäten nicht sehr gut auf das praktische Berufsleben vorbereiten.
Zu den Hochschulabgängern hinzu kommen diejenigen, die direkt nach der Schule ins Arbeitsleben drängen - und die, die von unrentablen Staatsbetrieben entlassen werden. Nach der offiziellen Statistik sind vier Prozent der chinesischen Stadtbewohner arbeitslos. Die Asiatische Entwicklungsbank aber schätzt die städtische Arbeitslosigkeit auf mindestens acht Prozent. Das Arbeitslosengeld entspricht eher einem Almosen als einem Auskommen, vor allem aber haben nur wenige Anspruch darauf. Auf dem Land, wo die meisten Chinesen leben, gibt es 30 Prozent überschüssige Arbeitskräfte, von denen jetzt viele in die Städte strömen.
Experten schätzen, dass in China jährlich zehn Millionen neue Arbeitsplätze entstehen - aber ebenfalls jährlich 25 Millionen Arbeitssuchende neu auf den Arbeitsmarkt stoßen. Ein weiterer sozialer Sprengstoff in dem bereits von Korruption und Nationalitätenkonflikten erschütterten Riesenreich.