Betrugsprozess in New York Sogar der Richter muss lachen: Donald Trump jr. nutzt Aussage für Charmeoffensive

Donald Trump jr., Sohn des ehemaligen US-Präsidenten, im Gerichtssaal des New York Supreme Court
Donald Trump jr., Sohn des ehemaligen US-Präsidenten, im Gerichtssaal des New York Supreme Court
© Stefan Jeremiah / AP / DPA
Es war schon sein zweiter Auftritt im Betrugsprozess gegen Ex-Präsident Donald Trump und dessen Söhne: Donald Trump jr. hat in New York erneut vor Gericht ausgesagt – mit reichlich Witzen und Lobgesängen auf seinen "genialen" Vater.

Donald Trump jr. ist nicht gerade für verbale Zurückhaltung bekannt. In den sozialen Medien, Interviews und bei Wahlkampfauftritten wettert der älteste Sohn des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump mit scharfen Worten gegen die politische Linke und alles, wofür sie steht. Auch im Umgang mit seinen juristischen Gegnern kommt der Junior ganz nach seinem Vater, der im New Yorker Betrugsprozess gegen sich und seinen Sohn sowie dessen Bruder Eric bereits saftige Geldstrafen zahlen musste, weil er Gerichtspersonal verunglimpft hatte. In einem Auftritt im ultrarechten US-Sender Newsmax bezeichnete Trump jr. das Verfahren in New York als "Schwindel" und nannte die verhandelnde Kammer um Richter Arthur Engoron ein "Känguru-Gericht". 

Trump jr. macht vor Gericht lustige Sprüche

Von einer ganz anderen Seite zeigte sich der 45-Jährige am Montag bei seinem zweiten Auftritt in diesem "Känguru-Gericht". Diesmal war Trump jr. als Zeuge der Verteidigung geladen und fiel vor allem durch lustige Sprüche auf. Seinen ersten Witz gab der Angeklagte bereits vor Eröffnung der Sitzung zum Besten. Während eine Gruppe von Kameraleuten und Fotografen Aufnahmen von ihm machte, sagte er: "Ich hätte Make-up tragen sollen."

Auch im Zeugenstand setzte Trump jr. seine Charmeoffensive fort. Als Richter Engoron ihn begrüßte, entgegnete er scherzhaft: "Sie dachten, Sie wären mich los, Euer Ehren." Und kurz nach seiner Vereidigung sorgte er für Lacher, indem er erklärte: "Ich würde sagen, es ist schön, hier zu sein, aber ich habe das Gefühl, die Generalstaatsanwältin würde mich wegen Meineides verklagen."

Nachdem Trump jr. bei seiner letzten Aussage vor zwei Wochen die Gerichtszeichnerin aufgefordert hatte: "Lass mich sexy aussehen!", erklärte er jetzt, er habe bereits ein Gespräch mit dem Künstler, der diesmal im Saal sei, geführt und wolle, dass eine Version seiner selbst mit kräftigem Kinn und breiten Schultern gezeichnet werde.

Sogar Engoron musste lachen, als der Angeklagte, dessen Vater bekanntermaßen leidenschaftlich Golf spielt, erzählte: "Ich bin sozusagen der Nicht-Golfer in der Familie, was mich auf ewig an den Kindertisch verbannt hat."

Doch neben all den Witzen und Sprüchen nahm Trump jr. auch zu den Vorwürfen gegen sich, seinen Vater und seinen Bruder Stellung. Generalstaatsanwältin Letitia James beschuldigt die Trumps sowie Mitarbeiter der Trump Organization, den Wert des Konzerns jahrelang manipuliert zu haben, um bessere Konditionen für Kredite und Versicherungen zu bekommen. Richter Engoron hatte dies vor dem Prozess bereits bestätigt – in dem Zivilverfahren geht es deshalb vor allem um die Festlegung möglicher Strafen.

Während seiner ersten Aussage Anfang des Monats hatte Trump jr. bereits erklärt, dass er für den Familienkonzern nie an den Bilanzen, die im Mittelpunkt von James' Klage stehen, gearbeitet habe. Er habe sich auf den langjährigen Finanzchef des Unternehmens und externe Buchhalter verlassen, um deren Richtigkeit zu überprüfen. Jetzt bekräftigte der Angeklagte, dass er von der Buchhaltungssprache "nichts versteht" und sich auf Fachleute verlasse. "Wir zahlen Millionen von Dollar und sie haben großartige Universitätsabschlüsse", sagte Trump jr. und erntete damit Gelächter aus dem Publikum.

Lobeslied für den Vater

Den größten Teil seiner Zeit im Zeugenstand nutzte Trump jr. aber, um die Entwicklung der Trump Organization als Erfolgsgeschichte nachzuerzählen und seinen Vater in den höchsten Tönen als "Genie" zu loben. Von seinem eigenen Anwalt befragt, kommentierte er mehr als eine Stunde lang eine Diashow mit dem Titel "The Trump Story" aus Fotos von Golfplätzen, Hotels und anderen Großprojekten der Holding. Er schwärmte von den frühen Jahren seines Vaters als Entwickler von Wolkenkratzern in Manhattan und von der "Vision, die er hatte, Dinge anders zu machen".

"Er ist ein Künstler in Sachen Immobilien. Er sieht die Dinge, die andere Leute nicht sehen", sagte Trump jr. aus – ohne die Kasinopleiten und anderen geschäftlichen Misserfolge des Seniors zu erwähnen.

Trump jr. war der erste Zeuge der Verteidigung. Die Anwälte der Familie erklärten, sie würden wahrscheinlich auch Eric Trump und den ehemaligen US-Präsidenten noch einmal in den Zeugenstand rufen.

Donald Trump will im kommenden Jahr erneut ins Weiße Haus gewählt werden. Den Prozess nutzt er nach Einschätzung vieler Beobachter als Wahlwerbung. Eine Gefängnisstrafe droht dem Republikaner in diesem Verfahren zwar nicht, doch geschäftlich könnte ihm eine Verurteilung großen Schaden zufügen.

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