Neben dem Fernsehsender "Fox News" gilt die Website "breitbart.com" als Sprachrohr der Rechten in den Vereinigten Staaten. Während des US-Wahlkampfes im vergangenen Jahr und noch in den ersten Wochen der Präsidentschaft von Donald Trump erfreute sich die News- und Meinungsseite großer Beliebtheit.
Im Januar 2017 war "Breitbart" mit 45 Millionen Unique Visitors und zwei Milliarden Seitenaufrufen an populären News-Portalen wie "Fox News" (Rang 47), "Huffington Post" (Rang 50), "Washington Post" (Rang 53) und "Buzzfeed" (Rang 64) vorbeigezogen, wie die Journalistin Tina Nguyen in einem Beitrag für "Vanity Fair" schreibt. Einen Monat später konnte Larry Solov, der Chef der Webseite, stolz verkünden: "'Breitbart News' ist jetzt die 29. am meisten frequentierte Website in den Vereinigten Staaten, übertrifft PornHub und ESPN."
Noch im November des Vorjahres hatte Solov gesagt, dass der Traffic-Boom auf einer soliden Basis steht. "Während mehrere Verleger einen Aufwärtstrend im Traffic durch die Wahlberichterstattung genossen haben, sind wir stolz darauf, eine massive und tief verwurzelte Gemeinschaft aufgebaut zu haben. Die wird sich noch lange nach der Wahl halten."
"Breitbarts" Absturz von Platz 29 auf Platz 281
Doch die nüchternen Daten des Webanalyse-Unternehmens Alexa.com, einer Tochterfirma von Amazon, sprechen eine andere Sprache: Im Gegensatz zu den oben genannten Januar-Werten besagen die am 26. Mai veröffentlichten Besucherzahlen, dass sich die "Washington Post" auf Platz 41 verbessern konnte. "Breitbart" sackte auf Rang 281 ab.
Einen massiven Traffic-Einbruch attestiert auch die Analysefirma ComScore der Website: Noch im November 2016 habe "Breitbart" 23 Millionen Unique Visitors verzeichnet, im April 2017 dagegen nur noch 10,7 Millionen.
Unter demselben Absturz-Phänomen leiden weitere rechte Infoseiten in den Staaten. "Andere konservative Medienseiten haben in den vergangenen Monaten auch Rückgänge im Traffic erlebt, aber keiner so ausgeprägt wie 'Breitbart'", schreibt Nguyen. "In der vergangenen Woche, als Trump vom Strudel des Comey-Skandals mitgerissen wurde, fiel "Fox News" in der Gunst der Zuschauer hinter "CNN" und "MSNBC" auf den dritten Platz - zum ersten Mal in 17 Jahren."
Das Problem: Noch vor der Wahl blies "Breitbart" zur Attacke. Das honorierte die Leserschaft. Doch nachdem der ehemalige "Breitbart"-Chef und Trump-Berater Steve Bennon nach nur wenigen Wochen seine Tätigkeit als Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates aufgeben musste, meiden mehr und mehr User die Website.
Als wenig hilfreich erweisen sich ebenso die ständigen Skandale im Weißen Haus. Bekanntlich mögen Leser keine schlechten News aus dem eigenem Lager konsumieren. Erschwerend kommt hinzu, dass sich "Breitbart" eng Donald Trump verbunden hat. Kommt er in Schwierigkeiten, kommt auch "Breitbart" in Trouble.