Im hart umkämpften Osten des Kongo ist ein Journalist der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" verschleppt worden. Wie das Blatt am Donnerstag mitteilte, geriet der langjährige Afrika-Korrespondent, der im belgischen Eupen geborene Thomas Scheen, während der Berichterstattung aus dem Krisengebiet zwischen die Fronten und wurde gefangengenommen.
Das Auswärtige Amt bestätigte, seit Dienstag werde der Korrespondent einer deutschen Zeitung vermisst. Das Ministerium sowie die deutschen Botschaften im Kongo und dem benachbarten Ruanda bemühen sich zusammen mit den örtlichen Behörden und der UN-Friedenstruppe Monuc um eine Aufklärung des Falls. Der 43-Jährige berichtet seit acht Jahren für die F.A.Z. aus Schwarzafrika und hat den Einsatz in Krisengebieten dabei nie gescheut.
Rebellen sollen Zivilisten getötet haben
Ein Sprecher der UN-Friedenstruppe warf den Rebellen des abtrünnigen Generals Laurent Nkunda unterdessen vor, weitere Gebiete der Krisenprovinz Nord-Kivu unter ihre Kontrolle bringen zu wollen. Die Rebellen hätten zwei Dörfer nördlich der Provinzhauptstadt Goma eingenommen und damit ihren vergangene Woche einseitig erklärten Waffenstillstand gebrochen, hieß es.
Außerdem würden Berichte untersucht, die Rebellen hätten bei der Eroberung des Dorfes Kiwanja am Mittwoch Zivilisten getötet, sagte der Monuc-Sprecher. Vor den Kämpfen um Kiwanja, das zuvor der Kontrolle der regierungsnahen Mai-Mai-Miliz unterstand, waren Tausende Einwohner geflohen. Augenzeugen berichteten am Donnerstag, der Ort sei menschenleer. In der Umgebung von Goma sind mittlerweile rund 200.000 Flüchtlinge in Lagern auf Hilfe von außen angewiesen; Hunderttausende sind Hilfsorganisationen zufolge von jeder Unterstützung abgeschnitten.
EU soll sich im Ostkongo mehr engagieren
Sechs deutsche Hilfsgruppen forderten in einem gemeinsamen Brief an Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier ein stärkeres Engagement Deutschlands und der Europäischen Union im Ostkongo. Die Bundesregierung solle ihre guten Verbindungen zum Kongo und zu Ruanda nutzen. Ruanda wird verdächtigt, die Rebellen zu unterstützen. Nötig seien direkte Gespräche aller Konfliktparteien einschließlich der Rebellen Nkundas, die bislang von der Regierung in Kinshasa abgelehnt würden. Zudem müssten Deutschland und die EU schnell zusätzliche Unterstützung für die Monuc bereitstellen.
Steinmeier appellierte an die Regierungen Ruandas und des Kongo, einen Krisengipfel der zentralafrikanischen Staatschefs am Freitag in Nairobi zu nutzen, um an einer tragfähigen politischen Lösung zu arbeiten. Außerdem sollten sie ihren Einfluss für eine Verbesserung der humanitären Lage nutzen.