Erstmals seit Mitte März liegen die Befürworter der EU-Verfassung in Frankreich nach einer Umfrage wieder vorn. Nach der am Samstag in Paris veröffentlichten Befragung des Sofres-Institutes wollten 52 Prozent bei dem Referendum am 29. Mai mit Ja stimmen und 48 Prozent mit Nein. Vor allem unter linken Wählern, bei denen die Ablehnung in den vergangenen Wochen gewachsen war, findet die als zu wirtschaftsliberal eingeschätzte Verfassung jetzt mehr Zustimmung.
Seit eineinhalb Monaten hatten nicht weniger als 23 Umfragen eine Ablehnung der EU-Verfassung ergeben. Jedoch hatte die Mehrheit der Nein-Sager zuletzt in mehreren Befragungen an Boden verloren. In der vergangenen Woche hatten auch Bundeskanzler Gerhard Schröder und der ehemalige sozialistische Premierminister Lionel Jospin die Franzosen zur Zustimmung ermuntert und vor den Folgen einer Ablehnung für die Zukunft Europas und vor allem auch für Frankreich selbst gewarnt.
Der Parteichef der Sozialistischen Partei (PS), François Hollande, zeigte sich am Samstag erfreut und erleichtert über die jüngste Umfrage, warnte aber auch vor einem voreiligen Optimismus. Eine von den linken Wählern getragene Ablehnung der EU-Verfassung stellte die Oppositionspartei vor eine Zerreißprobe. Sie hatte sich in einer internen Befragung mit großer Mehrheit für das Vertragswerk ausgesprochen. Vier Wochen vor dem Referendum steigt die Spannung auch, weil noch mindestens jeder vierte Franzose es für möglich hält, dass sich seine Meinung bis dahin noch einmal ändern könnte.