Euro-Rettungsfonds Finanzhilfe für Spaniens Banken

Zwei unabhängige Beratungsfirmen haben die benötigte Finanzspritze im zweistelligen Milliardenbereich veranschlagt. Die Euro-Länder zeigten sich zuversichtlich und stellen bis zu 100 Milliarden in Aussicht.

Spaniens angeschlagener Bankensektor benötigt im schlimmsten Fall eine Kapitalspritze von bis zu 62 Milliarden Euro. Das teilte die spanische Zentralbank am Donnerstag in Madrid mit und berief sich dabei auf die Prüfberichte von zwei unabhängigen Beratungsfirmen. Der spanische Finanzminister Luis de Guindos kündigte an, dass Madrid "in den kommenden Tagen" einen offiziellen Hilfsantrag an den Euro-Rettungsfonds stellen will.

Die US-Beratungsfirma Oliver Wyman beziffert den Mindestbedarf der spanischen Banken auf 16 bis 25 Milliarden Euro. Sollte sich ihr Zustand weiter verschlechtern, müssten sie jedoch mit 51 bis 62 Milliarden Euro unterstützt werden. Die deutsche Beratungsfirma Roland Berger kam dagegen in einem separaten Gutachten auf einen Minimalbedarf von 25,6 Milliarden Euro. Im schlimmsten Fall könnte dieser Bedarf auf bis zu 51,8 Milliarden Euro steigen.

Die beiden Beratungsfirmen waren beauftragt worden, den gesamten spanischen Bankensektor unter die Lupe zu nehmen. Nach dem Platzen der spanischen Immobilienblase im Jahr 2008 wurden zahlreiche Kredite an die Banken des Landes nicht mehr zurückgezahlt, die Regierung in Madrid stützt die Branche bereits mit Milliardenbeträgen. Der spanische Staat hat jedoch selbst mit Haushaltsproblemen zu kämpfen.

Offizieller Antrag "in den kommenden Tagen"

Nach langem Zögern kündigte die Regierung in Madrid schließlich am 9. Juni an, um finanzielle Hilfe für die Stützung seiner Banken zu bitten. Die Euro-Länder gaben daraufhin bereits grundsätzlich ihre Zustimmung und stellten einen Betrag von bis zu 100 Milliarden Euro aus dem Euro-Rettungsfonds in Aussicht. In dem Hilfsbetrag soll ein Sicherheitspuffer enthalten sein.

Finanzminister de Guindos kündigte am Rande eines Treffens der Eurogruppe in Luxemburg an, dass Madrid den offiziellen Antrag nun "in den kommenden Tagen" stellen will. "Dann werden wir uns zeitnah damit beschäftigen", kündigte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) an.

Spanien soll Hilfe aus dem Euro-Rettungsfonds für seinen Bankensektor bekommen, schlüpft dafür aber nicht wie Griechenland, Portugal und Irland vollkommen unter den Euro-Rettungsschirm. Der Regierung in Madrid war dies wichtig gewesen, da sie nun keine umfassenden Auflagen erfüllen muss. Die noch auszuarbeitenden Bedingungen werden sich weitgehend auf den Bankensektor des Landes beziehen.

Nachdem Madrid die geplante Hilfsanfrage bekannt gegeben hatte, war Spanien in Probleme an den Finanzmärkten geraten. Die Renditen für spanische Staatsanleihen schossen in die Höhe und waren zu Wochenbeginn für zehnjährige Anleihen erstmals seit der Schaffung der Euro-Zone auf über sieben Prozent gestiegen - ein Zeichen für das wachsende Misstrauen der Anleger in die finanzielle Stabilität des Landes.

AFP
amt/AFP