In der Flüchtlingskrise spricht sich eine große Mehrheit der EU-Bürger einer Umfrage zufolge für europäische Lösungen aus. 79 Prozent der Menschen in den Staaten der Europäischen Union wünschen sich eine faire Verteilung der Asylsuchenden auf alle Staaten, so das Ergebnis der am Dienstag von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlichten Erhebung. Allerdings gibt es auch deutliche Unterschiede zwischen den neuen und alten Mitgliedsstaaten.
In der "eupinions"-Umfrage sprachen sich 87 Prozent der Bürger für eine gemeinschaftliche Sicherung der EU-Außengrenzen aus. Die Reisefreiheit innerhalb der EU wollen 79 Prozent der Befragten geschützt sehen. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) unterstützen auch die Forderung, dass diejenigen Staaten, die es ablehnen, ihren Teil der Verantwortung zu tragen, weniger Geld aus der EU-Kasse erhalten sollen.
Klare Unterschiede bei neuen und alten EU-Staaten
Die Umfrage zeigt aber auch deutliche Meinungsunterschiede zwischen den Ländern. Zwar findet auch eine Mehrheit von 54 Prozent der Befragten in den seit 2004 und 2007 aufgenommenen neuen Mitgliedsländern wie Polen, Tschechien, Bulgarien oder Rumänien, dass Asylbewerber fair verteilt werden sollen. In den alten Mitgliedstaaten befürworten dies aber 85 Prozent der Bürger.
Ungeachtet der Forderung nach europäischen Lösungen zeigt die Umfrage auch Vorbehalte gegen Flüchtlinge und Sorgen vor negativen Folgen in der Bevölkerung auf. Die Hälfte der Befragten (50 Prozent) erklärt, dass sie sich manchmal wie Fremde im eigenen Land fühlen. Negative Folgen für die Sozialsysteme fürchten 58 Prozent.
Die Erhebung fand im Dezember in allen 28 EU-Staaten statt. Unter anderem mussten die Befragten beantworten, ob sie den Thesen "Die EU braucht eine gemeinsame Kontrolle der Außengrenze" oder "Die Anzahl der Asylsuchenden sollte fair verteilt werden" zustimmen oder nicht. Mit 11.410 Teilnehmern ist die Umfrage den Angaben zufolge repräsentativ für die Europäische Union.