In Pariser Vorstädten sind auch in der achten Nacht in Folge wieder Autos und Busse in Flammen aufgegangen. Bis zum Freitagmorgen seien etwa 400 Autos vor allem in Pariser Vororten und auch in anderen Teilen des Landes in Flammen aufgegangen. Auch in den Departements L’Essonne, Val d’Oise und Yvelines habe es Schäden gegeben. In einem Depot im Departement Yvelines seien durch einen Brand 27 Busse zerstört worden.
Dennoch sagte die Polizei am Freitagmorgen, am härtesten sei erneut das Departement Seine-Saint-Denis betroffen gewesen. Drei Lagerhäuser im Departement Seine-Saint-Denis seien abgebrannt. Aber auch Bürgermeisterämter, Schulen und Polizeistationen sei mit Brandsätzen beworfen worden. An Einsatzfahrzeugen der Bereitschaftspolizei CRS seien Einschusslöcher gefunden worden. Fünf Polizeibeamte wurden durch Steinwürfe leicht verletzt und mehrere Personen wurden festgenommen. Etwa 1300 Polizisten waren allein im Departement Seine-Saint-Denis im Einsatz, fünf Beamte wurden von Wurfgeschossen wie Flaschen und Steinen leicht verletzt. Am frühen Morgen habe sich die Lage wieder beruhigt.
Lagerhaus in Flammen
In Aulnay-sous-Bois versuchten mehr als 100 Feuerwehrleute, den Brand eines Lagerhauses unter Kontrolle zu bringen. Die Präfektur von Seine-Saint-Denis erklärte, es sei unklar, ob der Brand mit den seit mehr als einer Woche andauernden nächtlichen Unruhen im Zusammenhang stünde. Augenzeugen berichteten, das kurz vor Ausbruch des Feuers eine Gruppe Jugendlicher in das Lager eingebrochen sei.
Das Innenministerium erklärte, gegenüber dem Vorabend sei eine leichte Beruhigung der Lage festzustellen. "Es hat keine großen Versammlungen gegeben." Die Bahngesellschaft SNCF kündigte besondere Sicherheitsmaßnahmen für Züge in gefährdeten Gebieten an. Auslöser der Gewalt in den Problemvierteln war der Tod von zwei Jungen, die am Donnerstag vergangener Woche in der Pariser Vorstadt Clichy-sous-Bois einen Stromschlag erlitten. Zyed Benna und Bouna Traore hatten sich in einem Transformatoren-Häuschen vor der Polizei versteckt. Ein dritter Junge wurde bei dem Vorfall schwer verletzt.
Polizeibericht zum Tod der Jugendlichen
Die französische Polizei legte unterdessen einen Bericht zum Tod der beiden Jugendlichen im Umfeld eines Einsatzes vor. Der Polizeidarstellung zufolge ergriffen am Abend des 27. Oktobers drei Fußball spielende Jugendliche in Clichy-sous-Bois die Flucht, als wegen Eindringens in eine Baustelle alarmierte Polizisten eintrafen. Sie seien aber nicht von Polizisten verfolgt worden, heißt es unter Berufung auf eine Aussage des überlebenden Jugendlichen, Muttin Altun. Der 17-jährige Altun habe einen Tag nach dem Zwischenfall zu Protokoll gegeben, dass den drei Jugendlichen bewusst gewesen sei, dass von ihrem als Versteck gewählten, eingezäunten Transformatorenhäuschen eine große Gefahr für sie ausgeht. Er habe weiter ausgesagt, dass er während ihrer Flucht und auch in der Nähe des Transformators keine Polizisten gesehen habe. Der 15-jährige Bouna und der 17-jährige Benna erlitten einen tödlichen Stromschlag, Altun schwere Verbrennungen.
Warum sie davonrannten, wurde in dem vom Innenministerium veröffentlichten Bericht nicht diskutiert. Es wurde aber vermerkt, dass Benna der Polizei wegen gewaltsamen Raubs polizeibekannt gewesen sei. Traore sei einer der mutmaßlichen Eindringlinge gewesen, weswegen die Polizei gerufen worden sei. Der Vater Bennas, Amor Benna, bezweifelte die Polizeidarstellung. "Das ist das, was sie sagen. Wir wollen, dass die Wahrheit ans Licht kommt." Die Familien hätten eine Beschwerde eingelegt, mit der geklärt werden solle, ob die Polizisten Fehler gemacht hätten. "Wir wollen die Umstände wissen, die zu ihrem Tod führten", sagte er. Einer der Anwälte, Jean-Pierre Mignard, sagte, ein Vorwurf sei unterlassene Hilfeleistung. In dem Fall laufen noch verschiedene Ermittlungen. Jugendliche in Clichy-sous-Bois glauben, dass Polizisten die Jugendlichen in den Tod gehetzt hätten.
Im Dialog zu einer Lösung
Die Regierung äußerte sich entschlossen, die Gewalt einzudämmen. "Die Priorität ist die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung. Wir werden diese Gewaltausbrüche nicht dulden, doch gleichzeitig auch einen Dialog führen, um Lösungen zu finden", sagte der konservative Premierminister Dominique de Villepin.