G8-Gipfel Bush stürzt, Chirac kostet und ein Seebad zittert

In Gleneagles stürzt Bush vom Fahrrad, Chiracs Wünsche werden in der Küche erfüllt, und Heiligendamm graut es schon vor dem nächsten Treffen. Randnotizen vom G8-Gipfel.

Bush stürzt von Fahrrad

US-Präsident George W. Bush ist am Mittwoch bei einem Fahrradausflug im schottischen Gleneagles mit einem Polizisten zusammengestoßen.

Der Präsident, der einen Fahrradhelm getragen habe, sei gestürzt und habe sich an Händen und Armen leicht verletzt, sagte Sprecher Scott McClellan. Bush sei "ziemlich schnell" im Park gefahren, als er mit dem Beamten zusammenstieß, der zu Fuß unterwegs gewesen sei. Der Polizist sei vorsichtshalber in ein Krankenhaus gebracht worden. Das Fahrrad sei bei dem Zusammenprall beschädigt worden, Bush habe im Auto zurück in das Hotel gefahren werden müssen. Der US-Präsident nahm dennoch wie geplant am Abend an einem Essen mit der britischen Königin teil.

Chirac lässt sich verwöhnen

Die Köche auf dem G-8-Gipfel geben sich alle Mühe, den französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac doch noch von der britischen Küche zu überzeugen. Zum Auftakt der Konferenz servierten sie am Mittwochabend als ersten Gang Räucherlachs und Langusten. Als Hauptgang folgte Lammbraten mit dicken Bohnen und Erbsen sowie einer Auberginen- und Parmesanpolenta.

Mit dem Abendessen auf Einladung der britischen Königin Elizabeth II. begann die Konferenz der wichtigsten Industriestaaten offiziell. Zu trinken gab es für die Staats- und Regierungschefs und ihre Frauen Spezialitäten aus allen G-8-Staaten: Weine aus Frankreich, Italien, Deutschland und den USA sowie russischen Wodka, japanischen Sake und Whiskeys aus Schottland und Kanada.

Koch Andrew Fairlie, der das Menü zusammenstellte, zeigte sich wegen spöttischer Äußerungen Chiracs über die britische Küche nicht beleidigt. "Ich bin zuversichtlich, dass er seine Meinung ändern wird", sagte Fairlie. Chirac hatte während eines Treffens mit Russlands Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzler Gerhard Schröder am Wochenende im russischen Kaliningrad (Königsberg) über die Briten gesagt: "Man kann Menschen nicht trauen, deren Küche so schlecht ist. Nach Finnland ist es (Großbritannien) das Land mit der schlechtesten Küche." Auch schon auf dem letzten G-8-Gipfel hatte sich Chirac als Essenskritiker betätigt. Damals erklärte er auf einer Pressekonferenz in Sea Island im US-Staat Georgia, das dort servierte Essen sei "der französischen Cuisine mit Sicherheit ebenbürtig". Vor allem ein Cheeseburger, den er gegessen habe, sei "exzellent" gewesen.

Deutschlands ältestes Seebad bereitet Gipfel vor

Während die Staatschefs in Gleneagles beraten, bereitet sich Deutschlands ältestes Seebad Heiligendamm westlich von Rostock bereits auf den Gipfel in zwei Jahren vor. Ende 2004 erhielt die "weiße Stadt am Meer" den Zuschlag für die Ausrichtung des Treffens im Jahr 2007.

Allerdings ist das Großereignis in Mecklenburg-Vorpommern nicht unumstritten. Zwar hat die rot-rote Landesregierung in Schwerin in ihrem Haushalt für 2006/2007 zehn Millionen Euro für den Gipfel eingeplant, für die Sicherheitsmaßnahmen wird allerdings mit Kosten von 45 Millionen gerechnet. Die SPD würde dafür gerne den Bund mit ins Boot holen. Die mitregierende PDS hat bereits angemahnt, das Geld sollte besser für Arbeitsplätze oder Bildung ausgegeben werden.

Stattfinden soll der Gipfel im Kempinski Grand Hotel Heiligendamm, in das bis dahin rund 100 Millionen Euro für Sanierung, Erweiterung und Neubauten investiert werden sollen. Das Hotel zog vor zwei Jahren in das denkmalgeschützte, für rund 230 Millionen Euro sanierte klassizistische Ensemble, in dem vor mehr als 200 Jahren die deutsche Seebäder-Tradition begründet wurde. Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin ließ dort 1796 das erste Badehaus errichten.

In der DDR wurden in den 50er Jahren die ehemaligen Privatresidenzen, das Kurhaus und das Grand Hotel zum "Sanatorium für Werktätige" umfunktioniert. Nach der Wende verfielen sie zusehends, bis 1996 die Investorengruppe Fundus die Anlage erwarb und zu neuem Leben erweckte.

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