Krieg in Nahost Ein Arzt berichtet über die Arbeitsbedingungen in Gaza: Wer noch lebt, ist am Ende seiner Kräfte

ein junger Mann sitzt in einem Trümmerfeld auf einem Block Beton, seinen Kopf in die Hand gestützt
Palästinenser suchen nach einem israelischen Luftangriff im Flüchtlingslager Nuseirat im Gazastreifen zwischen den Trümmern eingestürzter Gebäude nach Überlebenden
© Doaa Albaz / DPA
Kaum Strom, zu viele Verwundete, zu wenig Material, Angst vor Krankheiten: Die medizinischen Zustände in Gaza verschlechtern sich zunehmend. Ein Arzt über seinen Alltag im schwer zerstörten Nuseirat. 

Ahmed Shehada lebt mit seiner Frau, seinem siebenjährigen Sohn und seiner zweijährigen Tochter im Gazastreifen. Er hat in Gaza-Stadt Medizin studiert und arbeitet als Arzt für die UN. Unsere Autorin hat aus Tel Aviv mehrere Tage lang in den kurzen Zeitfenstern, in denen es Internet gab, über Facebook mit Ahmed Nachrichten ausgetauscht. Shehada hat das Gesprächsprotokoll autorisiert.

Mein Name ist Ahmed Shehada, ich bin 36 Jahre alt und lebe in Nuseirat in Zentral-Gaza. Ich arbeite als Hausarzt für die Vereinten Nationen. Was wir seit Beginn des Krieges in Gaza durchleben, ist die Hölle auf Erden. Vielleicht hat sich die Welt inzwischen an die Nachrichten von hier gewöhnt. Doch für uns sind es nicht nur Bilder, für uns ist es die Realität, aus der wir keinen Weg haben zu fliehen. In Gaza musst du aktuell damit rechnen, dass du jeden Moment sterben könntest. Der Onkel meiner Frau, sein Sohn, sein Schwiegersohn und sein Enkel sind alle gestorben bei der Bombardierung der Moschee neben unserem Haus. Egal wie gut wir der Außenwelt beschreiben, was hier passiert, es wird, glaube ich, immer unmöglich sein, es wirklich nachvollziehen zu können.