In Nigeria sind nach zehn Tagen Geiselhaft ein Deutscher und fünf andere entführte Ausländer den Behörden zufolge freigekommen. Dabei handele es sich neben dem Deutschen um zwei Briten, einen US-Bürger, einen Iren und einen Polen, teilten die nigerianischen Behörden in der Nacht auf Donnerstag mit.
"Sie wurden freigelassen, alle sechs", sagte ein Sprecher der Regionalregierung im Bundesstaat Rivers State. Es gehe ihnen offensichtlich gut. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes wollte die Angaben nicht kommentieren und verwies auf die Bemühungen um eine Freilassung des Deutschen. Die sechs Beschäftigten in der Ölindustrie waren am 13. August aus einem Nachtclub in Port Harcourt im Süden Nigerias entführt worden.
Im August wurden im Ölproduktionszentrum im Niger-Delta in sieben Entführungsfällen insgesamt 17 zumeist ausländische Arbeiter der Ölbranche verschleppt. Nun bleibt noch ein Libanese in der Hand von Entführern. Vergangenen Freitag war ein anderer Deutscher nach zwei Wochen in der Gewalt einer Rebellengruppe unverletzt auf freien Fuß gesetzt worden. Der 62-jährige Mitarbeiter des Baukonzerns Bilfinger Berger hatte erklärt, er sei gut und mit Respekt behandelt worden.
Entführungen sind an der Tagesordnung
Viele Entführungen in dem Land mit der größten Erdölproduktion Afrikas sind allein durch die Hoffnung auf Lösegeld motiviert. Andere zielen darauf ab, von den Ölkonzernen Geld oder andere Vorteile für die Bewohner der Fördergebiete zu erzwingen, die nach Darstellung der Rebellen zu wenig von den natürlichen Ressourcen ihrer Heimat profitieren. In jüngster Zeit hat es aber auch mehrere Geiselnahmen und Angriffe vor dem Hintergrund von Machtkämpfen rivalisierender Milizen und Politiker gegeben. Präsident Olusegun Obasanjo hatte zuletzt ein härteres Vorgehen gegen Rebellen angekündigt.
Am Sonntag war es bei einer gescheiterten Geiselübergabe zu einem Feuergefecht zwischen Soldaten und den Entführern gekommen. Dabei wurden mindestens zehn Rebellen und die Geisel, ein einheimischer Mitarbeiter des Ölkonzerns Royal Dutch Shell getötet.