Getöteter pakistanischer Minister Bhatti sah seine Ermordung vorher

Der getötete christliche Minister in Pakistan hatte seinen Mord befürchtet. In einem vor vier Monaten aufgenommenen Video sagte er, er werde von Islamisten verfolgt. Die Ermittler tappen immernoch im Dunkeln.

Der von radikalen Islamisten getötete einzige christliche Minister Pakistans hat seine Ermordung vorher gesehen. In einem vor rund vier Monaten aufgenommenen Video, das nach dem Anschlag am Mittwoch wieder online gestellt wurde, sagte der Minister für religiöse Minderheiten, Shahbaz Bhatti, er werde von Taliban oder El Kaida gejagt. Extremisten wollten ihn wegen seiner Kritik an dem Blasphemie-Gesetz und seines Widerstands gegen die Scharia töten, sagte Bhatti in der Aufnahme, die die europäische Gruppe First Step Forum veröffentlichte. Zugleich versicherte der katholische Minister, er sei bereit zu sterben. "Ich lebe für meine Gemeinde und leidende Menschen und ich werde sterben, um ihre Rechte zu verteidigen."

Bei den Ermittlungen gab es am Donnerstag noch keinen Durchbruch. Die Fahnder prüften unter anderem, warum Bhattis Wachmänner am Morgen des Anschlags nicht bei dem Minister waren, wie ein Polizeivertreter, der anonym bleiben wollte, sagte. Laut Polizei hatte Bhatti selbst angeordnet, dass die Sicherheitsleute in seinem Büro sein sollten und nicht im Haus seiner Mutter, vor dem er erschossen wurde.

Nach Polizeiangaben hatten drei oder vier Männer in einem weißen Auto dem Minister vor dem Haus seiner Mutter in einem wohlhabenden Wohnviertel Islamabads aufgelauert. Die Angreifer hätten mindestens 25 Schüsse auf den Dienstwagen des Ministers abgegeben, als dieser von dem Grundstück gefahren sei. Bhatti sei bei der Einlieferung ins Krankenhaus bereits tot gewesen, sein Fahrer verletzt worden.

Laut Polizei wurde am Anschlagsort ein Brief gefunden, in dem sich mutmaßliche Anhänger von El Kaida und den pakistanischen Taliban der Tat bezichtigten. Ein ranghoher Polizeibeamter, Muhammad Ishaq Warraich, sagte der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag jedoch, das Schreiben könne ein Versuch sein, die Ermittlungen in die falsche Richtung zu lenken.

In Pakistan sind Schätzungen zufolge drei Prozent der rund 170 Millionen Einwohner nicht-muslimischen Glaubens. Sie gehören vor allem den sozial schwachen Schichten an und sind im Alltag immer wieder Verfolgung und Diskriminierung ausgeset

AFP
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