Das Welternährungsprogramm (WFP) hat eine Luftbrücke zur Versorgung der 1,3 Millionen Hilfsbedürftigen in der Zentralafrikanischen Republik gestartet. Eine erste Frachtmaschine mit 80 Tonnen Reis sei am Nachmittag in der Hauptstadt Bangui gelandet, sagte ein WFP-Sprecher am Mittwoch. Es sei geplant, mit täglich 24 Flugzeugen aus Douala in Kamerun Lebensmittel nach Bangui zu fliegen. Insgesamt sollen so 1800 Tonnen eingeflogen werden. In dem Bürgerkriegsland im Herzen Afrikas brauchen 1,3 Millionen Menschen Hilfe, das ist mehr als ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Insbesondere die 800.000 Vertriebenen, von denen mehr als die Hälfte in Lagern in Bangui lebt, sind laut dem WFP auf Hilfe angewiesen.
Die Luftbrücke ist eine der größten, die das Welternährungsprogramm je eingerichtet hat. Laut dem Sprecher kostet sie drei Millionen Dollar. Er wies darauf hin, dass seine Organisation bisher nur ein Viertel der 107 Millionen Dollar erhalten habe, die sie für ihr Hilfsprogramm bis August benötigt. Laut dem Sprecher ist eine dauerhafte Versorgung der Hauptstadt mit Lebensmitteln nur möglich, wenn die Straße nach Kamerun wieder regulär befahrbar ist.
Die afrikanische Friedenstruppe MISCA will künftig drei Mal pro Woche Konvois auf der Straße begleiten. Am Wochenende waren 23 Lastwagen des WFP mit jeweils 27 Tonnen Nahrungsmitteln nach Bangui gelangt, die teils seit Wochen in Kamerun gewartet hatten. Das WFP warnte jedoch, die Krise werde weiter andauern, da Händler geflohen seien, Plünderungen andauerten, die Menschen kein Geld hätten und die Bauern mangels Saatgut nichts anpflanzen würden.
Amnesty INternational spricht von ethnischer Säuberung
"Wir werden in den Krieg ziehen gegen die Anti-Balaka", kündigte derweil Übergangspräsidentin Samba Panza ihren geplanten Kurs gegen die extremistische Christengruppe in Gegenwart des französischen Verteidigungsministers Jean-Yves Le Drian an. "Sie denken, weil ich eine Frau bin, sei ich schwach. Doch nun werden die Anti-Balaka, die töten wollen, selbst gejagt werden", sagte Samba Panza, die im Januar die Führung des Landes übernommen hatte.
Die christlichen Milizen hatten sich zur Verteidigung gegen die mehrheitlich muslimische Séléka-Miliz gegründet, doch werden sie inzwischen selbst für zahlreiche Gewalttaten gegen Muslime verantwortlich gemacht. Das multikonfessionelle Land im Herzen Afrikas war im März 2013 durch einen Putsch der Séléka-Rebellen gegen Präsident Francois Bozizé in eine Spirale der Gewalt gestürzt worden. Le Drian warnte in Mbaika vor einer Teilung des Landes. "Niemand wird eine Teilung akzeptieren", sagte der Minister. Am Vortag hatte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon gewarnt, ein derartiges Szenario stelle eine reales Risiko dar.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte, dass es seit Anfang Januar vor allem im Westen zu "ethnischen Säuberungen" durch christliche Milizen komme. Eigenen Angaben nach dokumentierte die Organisation die Tötung von mindestens 200 Muslimen. Auch den internationalen Truppen sei es bisher nicht gelungen, die ausufernde Gewalt gegen die Muslime in den Griff zu bekommen.