Krieg in der Ukraine Deutschland baut für Flüchtlinge in Moldau eine Luftbrücke auf

Zwei Waisenkinder aus veralteten Videos von 2016 und 2020.
Trauernde Waisenkinder für Propaganda instrumentalisiert – diese Videos stammen nicht aus der Ukraine
Sehen Sie im Video: Waisenkinder für Propaganda instrumentalisiert – diese traurigen Videos stammen nicht aus der Ukraine.






Der Krieg in der Ukraine ist auch eine Propaganda-Schlacht im Internet.


Dieses Video von zwei Waisenkindern verbreitet sich derzeit in den sozialen Netzwerken.


Begleittext und Hashtags suggerieren, dass es sich bei den Kindern um Opfer des aktuellen Krieges in Osteuropa handelt.


Doch bei dem Video handelt es sich um einen Fake.


Die beiden Videos stehen in keinem Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine.


Eine Rückwärtssuche ergibt: Das Video des Mädchens wird bereits 2016 und damit Jahre vor dem aktuellen Konflikt veröffentlicht.


Laut Videobeschreibung soll der Clip die kleine Malak nach ihrer Flucht aus Fallujah im Irak zeigen.


Das Video des Waisenjungen wird 2020 und damit ebenfalls Jahre vor dem Ausbruch des aktuellen Krieges veröffentlicht.


Berichten zufolge stammt der Junge aus Idlib in Syrien.


Die beiden zusammengeschnittenen Videos werden mit trauriger Musik unterlegt – offenbar um die traurigen Clips noch emotionaler zu gestalten. Doch trotz des herzzerreißenden Hintergrundes der beiden Clips haben die Videos keinen Bezug zum-Ukraine-Krieg.


Der Fall macht deutlich, dass nicht nur alte Videos von Kampfhandlungen und Explosionen für Propagandazwecke aus dem Zusammenhang gerissen werden – sondern auch emotionale Geschichten, die dem Zuschauer ans Herz gehen.




Wie untersuchen wir in der Redaktion Videos auf Manipulation? Dabei ist ein Blick auf die Details wichtig. Die Einzelbilder eines Videos verraten oft, ob ein Video bearbeitet wurde. Wir schauen uns Bild für Bild genau an und vergrößern einzelne Ausschnitte. Indizien für einen Fake sind zum Beispiel: fehlende Bewegungsunschärfe, unnatürlicher Schattenwurf oder Schnittfehler. Beim stern gilt generell: Seriosität vor Schnelligkeit. Wir checken Fakten und Material immer gründlich gegen, bevor wir sie veröffentlichen. Dafür arbeiten wir mit dem redaktionsübergreifenden "Team Verifikation" zusammen mit RTL, NTV, RTL2, Radio NRW.
Rund 300.000 Ukrainerinnen und Ukrainer sind bislang vor dem Krieg in ihrer Heimat ins benachbarte Moldau geflohen. Um den Menschen zu helfen, hat Außenministerin Annalena Baerbock angekündigt, eine Luftbrücke und einen Buskorrior einzurichten.

Deutschland arbeitet nach Angaben von Außenministerin Annalena Baerbock gemeinsam mit internationalen Partnern am Aufbau einer Luftbrücke für ukrainische Flüchtlinge aus Moldau. Eine solche Luftbrücke sei "absolut sinnvoll", sagte die Grünen-Politikerin nach einem Treffen mit ihrem moldauischen Amtskollegen Nicu Popescu in der Landeshauptstadt Chisinau. Zugleich kündigte Baerbock an, die Bundesregierung werde in einem ersten Schritt 2500 ukrainische Flüchtlinge aus Moldau direkt nach Deutschland holen. Dies habe sie mit Innenministerin Nancy Faeser (SPD) vereinbart.

Müssen jetzt sehr pragmatisch sein

Für die Verteilung von Flüchtlingen aus Moldau sei auch ein Korridor mit Bussen über Rumänien im Aufbau, sagte Baerbock. Menschen sollten zudem direkt aus Moldau ausgeflogen werden oder über Nachbarländer mit größeren Kapazitäten an den Flughäfen. Dies könne auch über den Atlantik geschehen - also in die USA oder nach Kanada. "Man muss sehr pragmatisch in dieser Situation sein und jetzt nicht ein hundert Prozent perfektes Konzept für in drei Monaten erarbeiten", sagte die Ministerin.

Die EU habe für Moldau Soforthilfen von fünf Millionen Euro zur Verfügung gestellt, die Bundesregierung nochmals drei Millionen Euro zusätzlich, sagte Baerbock. Diese Mittel kämen zusätzlich zu den 37 Millionen Euro an Wirtschaftshilfen für dieses Jahr, die das Entwicklungsministerium bereits eingeplant habe. Das Technische Hilfswerk liefere unter anderem Feldbetten, Schlafsäcke, Zelte, Heizungen und Nahrungsmittel.

Moldau hat nach Angaben von Popescu bisher rund 300.000 Menschen aus der Ukraine aufgenommen, von denen mehr als 100.000 noch im Land seien. Die ehemalige Sowjetrepublik ist eines der wirtschaftlich schwächsten Länder Europas.

Sein Land habe die Grenzen geöffnet, obwohl die Ressourcen des Landes sehr begrenzt seien, sagte Popescu. Moldau benötige weitere ausländische Hilfe zur Sicherung der Stabilität und zur Bewältigung der humanitären Kosten, die mit der Flüchtlingsaufnahme verbunden seien. Der Außenminister Moldaus machte das Interesse an einer weiteren Annäherung seines Landes an die Europäische Union deutlich und bat um Unterstützung durch die EU-Grenzschutzorganisation Frontex zur Überwachung der Grenze zur Ukraine. Frontex könnte auch helfen, die Flüchtlinge zu registrieren.

Die Menschen in den von Krieg und Gewalt betroffenen Gebieten in der Ukraine brauchen unsere Hilfe. Die Stiftung stern arbeitet mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen, die von uns geprüft wurden. Wir leiten Ihre Spende ohne Abzug weiter. Über diesen Link kommen Sie direkt zu unserem Spendenformular.
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Baerbock besucht Flüchtlingseinrichtung

Im Anschluss traf Baerbock die moldauische Präsidentin Maia Sandu. Danach wollte die Ministerin eine Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge auf dem Messegelände der Hauptstadt Chisinau besuchen. Dort werden die Ankommenden laut Auswärtigem Amt registriert, es gibt provisorische Unterkünfte, eine Krankenstation sowie ein Impfzentrum gegen die Corona-Pandemie. In der Einrichtung können demnach bis zu 4000 Menschen versorgt werden. Am Nachmittag wollte sich Baerbock an einem Grenzübergang zur Ukraine ein Bild der Lage machen.

DPA
nik