Einer der führenden Köpfe des Terrornetzwerks Al-Kaida ist womöglich bei einem US-Luftangriff in Pakistan getötet worden. Die US-Regierung glaube, dass Mustafa Abu al Jasid innerhalb der vergangenen zwei Wochen bei einem Angriff mit einer Drohne in den Stammesgebieten im Grenzgebiet zu Afghanistan ums Leben gekommen sei, sagte ein Regierungsbeamter in Washington am Montag der Nachrichtenagentur AP.
Jasid war ein Gründungsmitglied von Al Kaida und lange Zeit für die Finanzströme innerhalb der Organisation zuständig. Er stand auf der Liste der Personen und Organisationen, deren Guthaben nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York vom US-Finanzministerium eingefroren wurden. Die US-Bundespolizei FBI geht davon aus, dass Jasid drei der Attentäter vom 11. September durch Geldtransfers über Dubai finanzierte. Jasid war in zahlreichen El-Kaida-Videos zu sehen, seine letzte öffentliche Stellungnahme stammt laut SITE vom 4. Mai.
Der US-Regierungsvertreter sagte in Washington, Jasid sei wahrscheinlich in den pakistanischen Stammesregionen getötet worden. "Im Sinne der Terrorismusbekämpfung wäre das ein großer Sieg", fügte er hinzu. Jasid habe bei Al Kaida "seine Hände überall dringehabt, von den Finanzen bis hin zur Einsatzplanung". Er habe auch eine direkte Verbindung zu den beiden Führungspersönlichkeiten der Untergrundorganisation, Osama bin Laden und Aiman el Sawahiri, gehabt. "Er war die Schlüsselfigur in Al Kaidas Kommando und Kontrolle."
Die Internetbotschaft von Al Kaida wurde von dem auf islamistische Websites spezialisierten US-Unternehmen SITE weiterverbreitet. Einzelheiten über den Tod Jasids enthält sie nicht, im Text ist lediglich von seinem "Märtyrertum" die Rede. SITE berichtete zugleich von Al-Kaida-Mitteilungen an islamistische Foren, in denen es hieß, Jasids Frau, drei seiner Töchter, eine Enkeltochter sowie andere Männer, Frauen und Kinder seien ebenfalls getötet worden. "Sein Tod wird auf den Ungläubigen wie ein Fluch lasten. Die Antwort naht", heiße es darin.
Der bärtige Mann war auf einer Reihe von Videos zu sehen, die El Kaida seit seiner Ankunft in Afghanistan im Mai 2007 veröffentlichte. Er gehörte einst dem islamischen Dschihad in Ägypten an und hat im Zusammenhang mit der Ermordung von Präsident Anwar el Sadat 1981 eine Weile im Gefängnis gesessen. "Dies ist einer der schwersten Schläge gegen Al Kaida in den vergangenen Jahren", sagt Ben Venzke von dem auf Cyber-Islamismus spezialisierten US-Unternehmen IntelCenter.
Dagegen geht Jasser el Sirri, Direktor der in London ansässigen Forschungseinrichtung Islamic Observatory, davon aus, dass die Einsatzmodalitäten von El Kaida sich nicht ändern. "Jasid war bekannt für seine Integrität und seine Fähigkeiten im Management, aber er hat nie militärische Verantwortung im harten Kern von Al Kaida übernommen", an deren Gründung 1989 er beteiligt war.